Gläserner OP: Klinik-Check im Internet

TRIER. (wie) Mehr Transparenz, bessere Vergleichbarkeit, größerer Wettbewerb – das versprechen sich die Krankenkassen, von ihrem neuen Angebot, die Qualität der Kliniken im Internet zu vergleichen. Die Ärzte stehen dem kritisch gegenüber. Was bringt das neue System den Patienten?

Eine Leistenoperation steht an. In welches Krankenhaus soll man gehen? Welche Klinik hat die meisten Erfahrungen mit solchen Eingriffen? Bislang musste man sich auf die Empfehlung seines Arztes verlassen. Seit kurzem kann man sich aber einen Überblick über die Leistungen der Krankenhäuser per Internet verschaffen. Über 100 Kliniken in Rheinland-Pfalz sind bereits in dem von Krankenkassen (außer AOK) und privaten Krankenversicherungen initiierten Angebot (www. g-db.de) mit Qualitätsberichten vertreten. Darin kann man unter anderem auch erfahren, wie hoch die Komplikationsrate bei bestimmten Eingriffen ist. "Mit den Berichten soll endlich mehr Transparenz in die Leistungen und die Qualität der Krankenhäuser kommen", erklärt Axel Mittelbach vom Ersatzkassenverband Rheinland-Pfalz/Saarland.

Die AOK hat ein eigenes System gestartet, in dem bundesweit über 2000 Kliniken per Internet begutachtet werden können. Der Gesetzgeber hat die Kliniken dazu verpflichtet, den Krankenkassen Qualitätsberichte nach festgelegten Kriterien zu übermitteln. Die Kassen müssen diese Berichte im Internet veröffentlichen und so Ärzten und Patienten zugänglich machen. Die Qualitätsberichte mussten erstmals bis Ende August geliefert werden, alle zwei Jahre ist eine Aktualisierung fällig. Doch längst noch nicht alle Häuser sind bislang im Internet mit ihren Berichten zu finden. Und wenn, dann sind sie recht unterschiedlich und schwer zu vergleichen. Ärzte kritisieren, dass die Berichte nur "Datenfriedhöfe ohne Erkenntnisgewinn" seien. Patienten würden kaum etwas über den Erfolg der Behandlungen erfahren, sagen die Ärztevertreter. Da der Vergleich von Leistungen in dem Internetangebot nicht möglich sei, seien die Berichte wenig aussagekräftig. Doch es gibt auch positive Beispiele: Der Bericht des Clemens-August-Hospitals in Bitburg ist übersichtlich und patientenfreundlich gestaltet. Die veröffentlichten Berichte seien erst der Anfang im Qualitätsmanagement, sagen die beteiligten Kassen.

Ziel sei es, vor allem Patienten eine Entscheidungshilfe vor Krankenhausaufenthalten und Ärzten Orientierung bei der Einweisung zu geben, so Ersatzkassensprecher Mittelbach. Keinen Hehl macht er daraus, dass damit erstmals auch ein direkter Leistungsvergleich der Krankenhäuser möglich ist. Man werde den Wettbewerb nicht scheuen, heißt es bei der Deutschen Krankenhausgesellschaft.

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