Jetzt droht Pfand auf Wein und Saft

BERLIN. (dpa/red) Nach dem umstrittenen Dosenpfand droht jetzt auch die Pfandpflicht für Weinflaschen und Saftkartons. Ein Sprecher des Umweltministeriums bestätigte am Montag einen entsprechenden Medienbericht.

Im Weinland Rheinland-Pfalz löst die Ankündigung heftige Proteste aus. Gegen eine erneute Phantomdiskussion zur Bepfandung von Wein- und Sektflaschen hat sich der rheinland-pfälzische Weinbauminister Hans-Artur Bauckhage mit den Worten "Wehret dem Unsinn gleich zu Anfang" ausgesprochen. Nach wie vor werde die Mehrwegquote erfüllt, Änderungen seien deshalb überflüssig, sagte Bauckhage. Adolf Schmitt, Präsident des Weinbauverbandes Mosel-Saar-Ruwer, kann keinen umweltpolitischen Nutzen einer Pfandregelung sehen. Das Recyclen der Weinflaschen sei umweltfreundlicher als ein Pfandsystem, sagt Schmitt. Zudem würden mit einer Rücknahmeverordnung die heimischen Winzer bestraft. "Das wäre gegenüber ausländischen Winzern eine weitere Benachteiligung", warnt Schmitt. Indes schieben die Politiker sich gegenseitig den "Schwarzen Peter" zu. Bundesumweltminister Jürgen Trittin machte am Montag den Bundesrat für die Entwicklung verantwortlich. Die Länderkammer hat die von Trittin vorgelegte Novelle der Verpackungsverordnung nicht verabschiedet, nach der die Pfandpflicht nicht mehr vom Inhalt, sondern von der Art der Verpackung abhängig sein soll. "Ich will das Pfand auf Saftkartons und Wein verhindern", sagte Trittin. Er forderte den Bundesrat auf, die Novelle der Verpackungsverordnung nicht weiter zu blockieren. Nach der Novelle wären Weinflaschen auf Dauer von der Pfandpflicht befreit. Die SPD-Fraktion im Bundestag warf der CDU/CSU und der FDP vor, alle Vorschläge für eine Verbesserung im Bundesrat zu blockieren. Die FDP-Umweltexpertin Birgit Homburger kritisierte, Trittin halte "störrisch an der alten Regelung fest". Der Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE) forderte angesichts der neuen Diskussion eine generelle Abschaffung der Pfandpflicht auch für Dosen. "Damit wäre auch Trittins Problem mit der EU gelöst," sagte der Sprecher des HDE, Hubertus Pellengahr. Es sei "völlig absurd", nun über eine Pfandpflicht für Wein und Saft zu sprechen. Gleichzeitig müsse das Pfand für Bier und Cola wieder aufgegehoben werden, weil dort die Mehrwegquote längst überschritten sei.

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