Johannes Rau kritisiert Trierer Bischof

TRIER. (mic/red) Einen Tag nach der Amtsenthebung des Saarbrücker Priesters Gotthold Hasenhüttl hält die Diskussion über die Entscheidung des Trierer Bischofs Reinhard Marx an. Selbst Bundespräsident Rau hat sich zu Wort gemeldet und Partei für Hasenhüttl ergriffen.

"Mehr Unterstützung kann man gar nicht bekommen." Gotthold Hasenhüttl war am Freitag sichtlich bewegt, als sich Johannes Rau, der erste Mann im Staat, auf seine Seite schlug. In einem ZDF-Interview sagte der Bundespräsident: "Der ökumenische Kirchentag war gerade von den jungen Leuten her ein Zeichen dafür, dass sich Institutionen verändern. Um so schrecklicher ist für mich die Maßregelung eines Priesters, die ich als evangelischer Christ nicht verstehen kann, ohne da der katholischen Kirche ins Wort fallen zu wollen." "Vielleicht wird das ja auch in Rom gehört", freute sich Hasenhüttl über die Rückendeckung.Am Freitag ging die Beschwerde des 69-jährigen Saarbrücker Priesters an den Vatikan raus. Der Heilige Stuhl muss nun entscheiden, ob die Amtsenthebung rechtmäßig war. Hasenhüttl war am Donnerstag vom Trierer Bischof Reinhard Marx suspendiert worden, weil er bei einem Gottesdienst in Berlin auch an Protestanten die Kommunion ausgeteilt hatte.Zustimmung erntete Triers Bischof vom Kölner Kardinal Joachim Meisner. Marx habe keine andere Wahl gehabt, als den Priester zu suspendieren: "Mit dem Gottesdienst in der Gethsemane-Kirche hat Professor Hasenhüttl bewusst und provozierend die kirchliche Ordnung verletzt, den ökumenischen Bemühungen in Deutschland geschadet und das auf dem Weg zur Einheit bereits Erreichte gefährdet." Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann hatte unmittelbar nach dem Kirchentag Anfang Juni gesagt, der Vorfall sei "kirchenrechtlich an der unteren Schwelle angesiedelt". Möglicherweise werde es bei einer Ermahnung bleiben. Später tadelte Lehmann den Regelverstoß Hasenhüttls jedoch und bezeichnete dessen Erklärungsversuche als "haarsträubende theologische Klimmzüge". Die Sanktionen seien gerechtfertigt.Die TV -Leser sind gespaltener Meinung, wie Dutzende von E-Mails, Faxen und Anrufen in der Redaktion zeigen. Einige stärken Bischof Marx den Rücken, andere fühlen sich angesichts seiner Reaktion an das Mittelalter erinnert.

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