Kinderlose: Mehr Steuern, weniger Rente?

TRIER. (wie) Kinderlose kontra Eltern, Singles gegen Familien: Durch Deutschland geht ein familienpolitischer Riss. Wer keine Kinder hat, soll weniger Rente erhalten. Das schlagen zumindest konservative Politiker vor.

Kinder kosten Geld, laut Statistischen Bundesamt durchschnittlich 670 Euro pro Monat. Und Erziehung kostet (unbezahlte) Zeit. 5,4 Stunden bringen Eltern im Schnitt täglich für Betreuung, Versorgung und Ausbildung ihrer Kinder auf. Daher fordern vor allem konservative Politiker: Wer keine Kinder hat, erhält weniger Rente. Ihre Begründung: Kinderlosen geht es finanziell besser, und weil sie keine künftigen Rentenbeitragszahler erziehen, leisten sie einen geringeren Beitrag zum Generationenvertrag. "Wer keine Kinder in die Welt setzt und großzieht, dem kann eine erhebliche Rentenkürzung zugemutet werden," meint Hans-Werner Sinn, Leiter des Münchner Wirtschaftsforschungsinstituts ifo. Er fordert daher: halbe Rente für Kinderlose. Andere Vorschläge, zielen eher auf eine Entlastung von Eltern: Wer Kinder erzieht, soll weniger Rentenbeiträge zahlen. Damit beschäftigt sich derzeit auch das Bundessozialgericht. Drei Elternpaare klagen für eine Beitragsentlastung durch einen Kinderfreibetrag, der vom Brutto-Einkommen abgezogen werden soll - ohne dass sich der Rentenanspruch verringert. Zudem wird diskutiert, ob die Erziehungszeit, die für den jeweiligen Elternteil, der sich zu Hause um das Kind kümmert, und später bei der Rente berücksichtigt wird, von derzeit drei auf sechs Jahre zu verlängern. Betrachtet man die reinen statistischen Zahlen, so sind Familien mit Kindern in der Tat stärker belastet. Zu den Ausgaben für Essen, Kleidung, und Spielsachen kommen noch die monatlichen Fixkosten, die anteilig auch für die Kinder gelten - etwa Miete, Strom, Auto und Versicherungen. Zusammen mit dem unbezahlten Zeitaufwand kostet ein Kind nach Berechnungen der Statistiker 1980 Euro monatlich, bis zum 18. Geburtstag geben Eltern laut Kinderhilfswerk 365 983 Euro pro Kind aus. Singles kontern der Rentenkürzung erwartungsgemäß: Dafür bezahlen wir mehr Steuern als Eltern. Auch der Verband der Rentenversicherungsträger sagt Nein: Familienförderung dürfe nicht über Sozialversicherungsbeiträge geschehen. Selbst für die Rentner-Lobby ist die Rentenkürzung für Kinderlose tabu: "Wer Beiträge gezahlt hat, muss dafür auch eine entsprechende Rente bekommen", heißt es beim Sozialverband VDK, der stattdessen als eine Art Solidaritätszuschlag höhere Steuern für Kinderlose fordert.

Finden Sie es richtig, dass Kinderlose weniger Rente erhalten sollen? Mailen Sie an meinung@volksfreund.de. Wir können ihre Meinung nur abdrucken, wenn sie Namen und Anschrift enthält und nicht länger als 30 Druckzeilen ist.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort