Ladenschluss erneut auf der Kippe

MAINZ. (win) Einkaufen am späten Abend oder sonntags? Der Ladenschluss wird 2006 zur Ländersache. Doch wie Rheinland-Pfalz die Öffnungszeiten regelt, ist noch unklar: Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) dringt auf eine Freigabe an Werktagen.

Viele Länder wollen die Ladenöffnungszeiten über die Woche freigeben, wenn im kommenden Jahr laut Übereinkunft der großen Koalition das Ladenschlussrecht in ihre Zuständigkeit übergeht. Noch müssen die Geschäftstüren spätestens um 20 Uhr schließen. Ob sich Verbraucher in Rheinland-Pfalz auf spätere Einkaufsbummel einstellen dürfen, ist noch offen. "Wir werden vor einer Entscheidung mit Betroffenen wie Gewerkschaften, Kommunen oder Kirchen reden", sagt die zuständige Arbeitsministerin Malu Dreyer (SPD). Eines steht für sie jedoch fest: Der Sonntag ist tabu. Für denkbar hält sie, dass an Werktagen unterschiedliche Regelungen in den Kommunen zugelassen werden. Grundsätzlich sieht Dreyer die geltenden Zeiten als vernünftig an, da sie oft nicht einmal ausgenutzt werden. Allerdings gibt es in dieser Frage einen "gepflegten Dissens" mit Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage. Geht es nach dem Liberalen, fällt der Ladenschluss von Montag bis Samstag, gänzlich und die Geschäfte entscheiden selbst, wann und wie lange sie öffnen. Die Arbeitszeiten für Verkäufer seien in Tarifverträgen geregelt, argumentiert der FDP-Mann. Die Gewerkschaften verweisen dagegen auf die Schutzfunktion für die Beschäftigten. Die Vorstellung, weniger Ladenschluss bedeute mehr Umsatz, habe sich längst als unsinniges Märchen erwiesen, so DGB-Landeschef Dietmar Muscheid. Für eine generelle Freigabe des Ladenschlusses, auch an Sonntagen, plädiert Hans-Peter Schlechtriemen, Chef der City-Initiative Trier: "Wir sollten öffnen, wenn die Kunden einzukaufen wünschen." Trier sei eine Stadt mit viel Shopping-Touristen gerade am Wochenende, sagt Schlechtriemen. Entsprechend wichtig sei es, sich auch sonntags diesen Wünschen zu öffnen. Alfred Thielen, Vorsitzender des Einzelhandelsverbandes Trier, kann mit den derzeitigen Öffnungszeiten "gut leben" und ist gegen eine Ausweitung. Die Spielräume werden nach seinen Angaben jetzt schon nicht voll ausgenutzt, weil der Kunde mehr gar nicht annimmt. Ein Rahmen für Ladenschluss müsse sein, um die mittelständischen Strukturen im Einzelhandel zu schützen, betont Thielen.Was halten Sie von den Plänen der Politiker? Mailen Sie uns Ihre Meinung (geben Sie bitte Ihren Namen und Ihre Adresse an).

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