Lebensbeichte bringt alles ins Rollen

SAARBRÜCKEN. (wie) Gegen über 1000 Personen wird im Saarland wegen Abrechnungsbetrugs bei Krankenkassen ermittelt.

Zunächst klang es nach dem größten Ärztebetrug, den es in Deutschland je gegeben hat. Doch der Saarbrücker Staatsanwalt Raimund Weyand bemühte sich gestern, die vom Nachrichtenmagazin "Focus" verbreitete Story niedriger zu hängen. Nicht gegen 40, sondern nur gegen 30 Ärzte werde ermittelt, auch seien keine Mediziner aus Rheinland-Pfalz oder Hessen in die Fälle verwickelt, sagte Weyand unserer Zeitung. Bereits vor Monaten ist die Staatsanwaltschaft dem Ärztebetrug in großem Stil auf die Spur gekommen. Ein Drogenabhängiger legte eine "Lebensbeichte" ab und sagte, er habe einer Allgemeinärztin regelmäßig seine Versicherungskarte gegeben und dafür entweder Geld bekommen oder ein Rezept, um seine Sucht zu befriedigen. Die 53-jährige Ärztin wiederum stellte den Krankenkassen anhand der Versichertenkarte erfundene Leistungen in Rechnung - insgesamt soll sie mit Scheinrezepten und falschen Abrechnungen die Kassen um 750 000 Euro geprellt haben. Vergangene Woche wurde sie wegen Betrugs und Untreue in 2787 Fällen zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt. Laut Weyand ist das jedoch nur die Spitze des Eisbergs. Gegen 30 weitere Ärzte und Apotheker laufen Ermittlungen, genauso wie gegen 1100 Versicherte, die gegen Geld den Medizinern ihre Versicherungskarte "ausgeliehen" haben sollen. So haben Mitglieder eines Saarbrücker Fitness-Studios ihre Karten gegen 200 Euro für einige Tage abgegeben.

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