Müll-Projekt steht weiter auf der Kippe

TRIER. (mic) Wohin mit dem Müll der Region Trier ab 2005? Die Zukunft der geplanten Sortier-Anlage in Mertesdorf ist weiter offen. Für Investor Herhof gibt es nun eine "definitiv letzte Frist": Bis 15. September muss er einen Abnahmevertrag für das später von ihm produzierte Trockenstabilat vorlegen.

Der Mittelständler Herhof aus dem hessischen Solms (Lahn-Dill-Kreis) soll ab 2005 für 20 Jahre den Müll der Region Trier in Mertesdorf (Kreis Trier-Saarburg) entsorgen. Ein Mega-Auftrag mit einem Volumen von 350 Millionen Euro. Der Abfall soll getrocknet, sortiert und dann zu hochbrennbaren Trockenstabilat verarbeitet werden. So haben es die im Zweckverband Abfallwirtschaft Region Trier zusammengeschlossenen Landkreise der Region und die Stadt Trier im Jahr 2000 beschlossen. Doch immer noch hat Herhof keinen Abnehmer für das Stabilat präsentiert, der die Verwertung über 20 Jahre garantiert. Das aber ist Bedingung dafür, dass der Zweckverband mit acht Millionen Euro bei dem finanziell in Schwierigkeiten geratenen Mittelständler einsteigt. Mit dem Geld soll die erst zu 70 Prozent gebaute Mertesdorfer Anlage fertiggestellt werden. Bei dem 38 Millionen-Euro-Projekt herrscht seit vergangem Jahr Baustopp. Herhofs letzte Hoffnung ist eine zum weltweit agierenden SCA-Konzern gehörende Papierfabrik im hessischen Witzenhausen. Ein dort geplantes neues Kraftwerk soll mit Trockenstabilat betrieben werden. Die Pressestelle der Europa-Zentrale von SCA in Brüssel teilte auf TV -Anfrage mit, über den Bau des Kraftwerks sei noch nicht entschieden. Herhof-Chef Hermann Hofmann sagt dagegen, im Prinzip habe SCA zugestimmt. Der Konzern wolle die nötigen 80 Millionen Euro aber nicht allein investieren, sondern sich nur zu einem Drittel beteiligen. Nun laufe die Suche nach einem Investor. Der regionale Zweckverband in Trier wird derweil ungeduldig: Laut Vorsteherin Christiane Horsch hat man Herhof eine "definitiv letzte Frist" bis 15. September gesetzt. Was passiert, wenn Herhof dann keinen Abnehmer präsentiert, darüber will sich Horsch noch nicht äußern. Hinter den Kulissen wird aber offenbar bereits über zwei Alternativen nachgedacht. Entweder, es wird ein neuer Betreiber gesucht, der auch nach dem Trockenstabilat-Verfahren arbeitet - was ziemlich schwierig werden dürfte. Oder die Müllentsorgung wird noch einmal komplett neu ausgeschrieben. Dann käme vermutlich nur die Abfall-Entsorgung über eine Müllverbrennungsanlage in Frage. Die Müll-Gebühren dürften dann ab 2005 deutlich höher sein, als ursprünglich geplant.

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