Nur wenige Tage bis zum weißen Rauch

Rom. (dpa/sey) Wohl kein Urnengang weltweit ist derart Geheimnis umwittert und wird so aufmerksam verfolgt: Mit der Wahl des 265. Papstes stellt die katholische Weltkirche ab heute die Weichen für ihre Zukunft. Vatikan-Experten rechnen damit, dass der Nachfolger von Johannes Paul II. noch in dieser Woche feststehen wird.

Werden sie einen kühnen "Reformpapst" küren, einen Papst aus Afrika oder Lateinamerika - oder wird es ein "braver Kurienarbeiter", ein "Übergangspapst" gar, ein vorsichtiger, alter Herr weit über 70, der verwaltet statt führt? Nur eines ist sicher, niemals zuvor war das Interesse der Welt an einem Konklave so groß wie heute, niemals zuvor waren so viele Fernsehkameras auf den schmalen, altmodischen Schornstein auf der "Sixtinischen Kapelle" gerichtet. Die Welt wartet auf eine Fahne weißen Rauchs. Glaubt man den Auguren, kommt es bei den ersten Abstimmungen der 115 Kardinäle aus 52 Ländern erst einmal zum "großen Kräftemessen". "Zwei Blöcke" hätten sich bei den informellen Vorgesprächen herausgebildet, zwei Lager, die sich alles in allem doch ziemlich schroff gegenüberstehen. "Leitwolf" der Konservativen sei der deutsche Joseph Ratzinger, heißt es immer wieder. Doch zu sensationell mutet vielen die Möglichkeit eines deutschen Papstes an, als dass man in Rom daran glauben möchte: Ratzinger, der "Chefdenker" im Vatikan, der das Konklave leitet, ist eher ein "Papstmacher" als selbst ein Favorit auf das Amt. Als "Anti-Ratzinger" soll bei der Papstwahl der frühere Erzbischof von Mailand, Carlo Maria Martini, fungieren. Zwar will der ebenfalls 78-Jährige aus gesundheitlichen Gründen nicht wirklich antreten. Als eine Leitfigur der Reformer in der Kirche soll er aber - ebenso wie Ratzinger - eine Schlüsselrolle im Richtungsstreit spielen. Experten wie die langjährige Vatikan-Korrespondentin Christa Kramer von Reisswitz glauben, dass es trotz des "gespaltenen" Kardinalskollegiums noch in dieser Woche eine Entscheidung geben wird - weil Uneinigkeit ein schlechtes Zeichen für die Kirche sei. "Am Mittwoch ist es soweit", behauptet die Journalistin und Buchautorin ("Die Papstmacher") im TV-Interview. Die erste Abstimmung wird noch heute Abend erwartet, eine endgültige Entscheidung darüber wollten die Kardinäle allerdings erst nach Beginn des Konklave treffen. , 4 LOKALES

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