Sozialarbeit statt Sportverein

TRIER. (uhe) Ehrenamt im Wandel: Gut ein Drittel aller Bundesbürger ab 14 Jahren ist ehrenamtlich in Vereinen, Projekten und Initiativen tätig. Das Engagement ist nach wie vor groß, nur die Interessen haben sich geändert.

Ein 16-Jähriger, der jedes Wochenende mit Tracht und Trompete in Kirmeszelten auftritt oder sich in der Freiwilligen Feuerwehr engagiert, wird dafür nicht bezahlt, aber oft belächelt. "Es gibt immer noch die Klassiker wie Jugendfeuerwehr", in denen Jugendliche aktiv sind, sagt Carsten Müller-Meine, Leiter der Ehrenamtsagentur Trier, doch parallel dazu sei auch ein Trend zu erkennen, dass Menschen "sich eher an projektbezogenen Sachen beteiligen, die einen Anfang und ein Ende haben". Junge Menschen seien noch immer bereit, sich zu engagieren, meint auch der Soziologe Klaus Hurrelmann, "wenn sie sich für etwas einsetzen, möchten sie aber etwas bewegen und Ergebnisse sehen". Deshalb übten Organisationen wie "Greenpeace”, "Amnesty International” oder die Globalisierungsgegner "Attac” auf Jugendliche eine besondere Anziehungskraft aus. Die Verwirklichung eigener Interessen steht dabei immer stärker im Vordergrund. Während momentan drei Millionen Menschen in Selbsthilfegruppen mitarbeiten, verzeichnen Feuerwehr und Sportvereine Rückgänge. Zusätzlich wird es innerhalb des Vereins immer schwieriger, Mitglieder zu finden, die langfristig verantwortungsvolle und zeitintensive Aufgaben übernehmen wollen. Schuld daran ist nicht zuletzt der zunehmende Sozialabbau, der die Bundesbürger auf der einen Seite zwingt, selbst aktiv zu werden, auf der anderen Seite sozialen Einsatz aber nicht unbedingt fördert, vor allem dann nicht, wenn es um das Zusammenspiel von Beruf und ehrenamtlichem Engagement geht. Es sei zwar - wie beispielsweise bei der Jobsuche - nicht unbedingt ein Hindernis, sich nebenbei sozial zu betätigen, sagt Müller-Meine, aber auch kein Vorteil. Auch Willi Drescher, Vorsitzender des Feuerwehrverbandes Rheinland-Pfalz, kennt das Problem. 65 000 Mitglieder hat der Verband. Nachwuchsprobleme gibt es bei der Freiwilligen Feuerwehr eher weniger. Ein Rückgang ist jedoch auch dort spürbar.

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