Sportverbände: Krach hinter den Kulissen

KOBLENZ. (mic) Der Vizepräsident wird in einem anonymen Brief angegriffen, der Präsident droht mit Rücktritt - im Landessportbund (LSB) laufen erneut heftige Machtkämpfe. Auslöser sind Vorwürfe der Mauschelei mit Lotto-Geldern.

Ein anonymer Brief, der seit Wochen in den Sportbünden des Landes kursiert, sorgt hinter den Kulissen für heftige Unruhe. In dem Schreiben, das dem TV vorliegt, wird der Präsident des Sportbundes Rheinland, Hermann Höfer, scharf angegriffen. In seiner Funktion als Sportbund-Chef sitzt Höfer in der Gesellschafterversammlung der Lotto Rheinland-Pfalz GmbH, die von den Sportbünden Rheinland, Rheinhessen und Pfalz getragen wird. Höfer, der auch Bürgermeister der Verbandsgemeinde (VG) Brohltal ist, habe dafür gesorgt, dass auffällig viele Lotto-Veranstaltungen in seiner VG stattfinden, wirft ihm der anonyme Briefschreiber vor. Er habe sich "Sport und Lotto unter den Nagel gerissen" und instrumentalisiere beide für seine Zwecke, heißt es in dem Schreiben.Höfer weist die Anschuldigungen als falsch, bösartig und eine "Rufmordkampagne" zurück und erhält Rückendeckung: Das Präsidium des Sportbunds Rheinland sprach ihm "volles Vertrauen" aus. Lotto-Geschäftsführer Peter Schössler weist die Vorwürfe ebenfalls zurück. Es habe in Höfers Verbandsgemeinde keine Veranstaltung gegeben, die es nicht auch anderswo im Land geben würde. Auch Theo Zwanziger, Vorsitzender des Lotto-Verwaltungsrates, sagt, er habe "nicht den Eindruck, dass da etwas falsch gelaufen ist".Trotzdem sorgt der anonyme Brief offenbar dafür, dass alte Rivalitäten zwischen den Sportverbänden im Land wieder auf der Tagesordnung stehen. Denn zwischen den drei regionalen Sportverbänden und ihrem Dachverband - dem Landessportbund (LSB) gibt es seit Jahren Machtkämpfe. Ausgelöst auch deshalb, weil es aus der Politik Forderungen nach einer Strukturreform für den Sport gibt. Die Frage ist dabei, ob die zulasten der regionalen oder des Landesverbandes gehen sollen. Rüdiger Sterzenbach, Präsident des Landessportbundes, ist offenbar sauer, dass nun erneut Vorwürfe einer Verquickung von Sport und Lotto im Raum stehen. Mitte der 90er-Jahre musste wegen ähnlicher Vorfälle schon einmal ein Sportbund-Präsident gehen. Für heute hat Sterzenbach zur außerordentlichen Präsidiumssitzung eingeladen und will eine unabhängige Untersuchungskommission einsetzen. Das stößt bei den Präsidenten der regionalen Sportbünde nicht auf Gegenliebe. Sollte Sterzenbach heute keine Rückendeckung bekommen, denkt er offenbar über Rücktritt nach: "Bitte haben Sie Verständnis dafür", schreibt er in der Einladung, "dass die Ergebnisse der Diskussion auch entscheidend für mein weiteres Engagement sein werden."

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