Stellenabbau auf Kosten der Steuerzahler

TRIER. (wie/rwü) Mit 45 in Pension? - Bei Post und Telekom kein Problem. 82 373 Post-Beamte wurden zwischen 1994 und 2001 "wegen Dienstunfähigkeit" in den Früh-Ruhestand geschickt - auf Kosten der Steuerzahler.

Manche zählten nicht mal 45 Lebensjahre, alle standen weit vor dem regulären Pensionsalter - jene 82 373 Beamte des einstigen Staatsmonopolisten Bundespost, die von 1994 bis 2001 "wegen Dienstunfähigkeit" in den Früh-Ruhestand geschickt wurden. Allein 2001 wurden 9136 Postler "wegen Dienstunfähigkeit" pensioniert - jeder Vierte davon war jünger als 45 Jahre. Mit der Dienstunfähigkeit ist es dabei oft nicht sehr weit her: Wie hinter vorgehaltener Hand auch Postler aus der Region Trier bestätigen, wurden und werden Kollegen von ihnen schlicht "kaputtgeschrieben": Per amtsärztlichem Attest werden ihnen entweder teils abenteuerliche Krankheiten diagnostiziert und sie nach einiger Zeit vom Kranken- in den Frühruhestand geschickt. Oder - falls die Postler da nicht mitspielen - werden sie auf unattraktive Stellen versetzt, für die sie hoffnungslos überqualifiziert sind. Nach einiger Zeit mache sie der Job dann tatsächlich krank. Ein Mitarbeiter einer Postfiliale in der Region berichtet, ihm sei vor zwei Jahren eine Abfindung von knapp 75 000 Euro angeboten worden, wenn er, damals gerade 36 Jahre alt, seinen Dienst quittiere. Als er ablehnte, wurde ihm mit einer Versetzung in ein anderes Bundesland gedroht. Das Problem: Laut dem Bund der Steuerzahler mussten Post, Postbank und Telekom von 1995 bis 1999 zwar 3,68 Milliarden Euro in die "Postunterstützungskassen" zahlen. Doch wegen der rasanten Frühpensionierung entstand damit nicht das gewünschte Finanzpolster für die Alimentierung von Beamten, sondern im Gegenteil ein zunehmend größer werdendes Finanzloch: 2001 fehlten 4,8 Milliarden Euro in der Pensionskasse. 2005 wird das Defizit auf 6,3 Milliarden Euro klettern, fürchtet der Steuerzahlerbund. Aufkommen dafür muss der Steuerzahler, wie bei der Privatisierung der Staatsunternehmen festgelegt wurde. Post und Telekom bestreiten, mit dieser Art der Frühpensionierung Personal abzubauen. Postchef Klaus Zumwinkel sagte allerdings am Wochenende, beim Personalabbau in Deutschland habe man "die großen Rationalisierungsmaßnahmen" hinter sich. Es gäbe nun keine Entlassungen mehr, aber man werde die "natürliche Fluktuation von rund fünf Prozent nutzen, um Personal abzubauen."

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