Unmut über Notdienste wächst

TRIER. (wie) Weiter Ärger um den neugeregelten Apotheken-Notdienst: Immer mehr Patienten und Ärzte laufen Sturm dagegen. Hauptkritikpunkt: Die Wege bis zur nächsten dienstbereiten Apotheke sind zu weit, Ältere müssen in Notfällen oft bis zum nächsten Tag warten, bis sie dringend benötigte Medikamente erhalten.

Herbert Daufenbach hat die Nase voll. Bis ins 23 Kilometer entfernte Föhren, nach Manderscheid (25 Kilometer) oder Enkirch (30 Kilometer) müsse man von Wittlich aus fahren, wenn man nachts oder am Wochenende dringend Medikamente brauche und keine der sieben Apotheken in der Stadt Dienst habe. Ältere müssten ein Taxi rufen, wenn sie an ihre verschriebenen Medikamente kommen wollen, beschwert sich der Wittlicher. Zusätzliches Ärgernis: Viele Apotheken außerhalb Wittlichs hätten die verordneten Mittel nicht vorrätig. Der Wittlicher Norbert Schlösser brauchte gestern für seine dreijährige Tochter schnellstens Antibiotika, im Krankenhaus wurde bei ihr eine Lungenentzündung mit 40 Grad Fieber festgestellt. Bis nach Binsfeld (23 Kilometer) oder Mühlheim (16 Kilometer) hätte er zur nächsten Apotheke fahren müssen. "Das kann doch nicht sein", beschwerte er sich. Schließlich gab ihm das Krankenhaus die Medikamente mit. Wittlichs Stadtbürgermeister Ralf Bußmer fordert daher: "Schluss mit dieser unmöglichen Situation." Nicht nur, dass die Zahl der Bereitschaftsapotheken reduziert wurde, auch die umständliche Notdienst-Abfrage über eine 16-stellige kostenpflichtige 0900-Telefonnummer, bei der man die Postleitzahl eingeben muss sorgen für Ärger. Auch die nach anhaltender Kritik von der Landesapothekerkammer entwickelte Internetabfrage der Notdienste erweist sich als kundenunfreundlich. "Die Apotheker sind Dienstleister. Mit dieser Regelung vergraulen sie sich Kunden", kritisiert auch der Wittlicher Arzt Rudolf Bauer. Vor allem Bewohner in Altenheimen seien durch die Neuregelung benachteiligt. Es gebe kein Personal, das nachts "30, 40 Kilometer durch die Gegend fährt". In einem Fall habe eine Heimbewohnerin erst am Vormittag das dringend benötigte Antibiotikum gegen ihre Lungenentzündung erhalten. Mittlerweile sei die Frau gestorben, berichtet Bauer. Bei der Landesapothekerkammer sieht man die Kritik gelassen: . Es gebe unter den 1100 Apotheken im Land ausreichend dienstbereite, sagt Geschäftsführer Arnulf Klein. Im Idealfall soll jede Apotheke nur noch alle 13 Tage Bereitschaft haben.KOMMENTAR SEITE 2Sind Sie mit der Neuregelung der Apotheken-Notdienste zufrieden? Mailen Sie uns! Für eine Veröffentlichung brauchen wir Name und Adresse.

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