Urlaub 2003: Spar-Zwang und Irak-Angst

TRIER. (wie) Wohin geht die Reise? Die Deutschen träumen trotz Irak-Krise, steigender Energiepreise und schlechter Konjunktur vom Urlaub - aber mit Buchungen halten sie sich merklich zurück. Vor allem Familien spüren die Ebbe in der Kasse. Viele Veranstalter reagieren nun mit Sonderrabatten.

Lauteiner Studie des Hamburger BAT-Freizeitforschungs-Instituts haben47 Prozent der Deutschen die feste Absicht, in diesem Jahr Urlaubzu machen - genau so viele wie im vergangenen Jahr. Nur 26Prozent sagen: "Wir bleiben daheim." Die Verbraucher seienentgegen der allgemeinen Aussagen nicht verunsichert, so derLeiter des Freizeit-Forschungsinstituts, Horst Opaschowski. "Fastjeder zweite Bundesbürger sitzt gedanklich auf gepackten Koffern.Trotz knapper Kassen gilt weiterhin: Am Urlaub wird zu allerletztgespart." Eine Aussage, die der Trierer Reise-Experte MartinFontanari nicht bestätigen kann: "Es wird in diesem Jahrvermutlich so viele Familien wie noch nie geben, die nicht inUrlaub fahren", sagt der Geschäftsführer des EuropäischenTourismus-Instituts (Eti). Gründe: die wirtschaftliche Lage, dieviele Familien im Portemonnaie spüren, die Irak-Krise und diesteigenden Benzinpreise, die Urlaubsfahrten per Auto teurermachen. Fontanari glaubt, dass vor allem nähere Ziele gefragt sein werden: Deutschland und seine Nachbarn. Entscheidend für die Auswahl der Urlaubsziele sei - neben den Kosten - wie schnell man im Falle einer Krise oder Katastrophe wieder zu Hause sein könne. Der 11. September, die Anschläge in Djerba, Bali und Kenia verunsichern die Reisenden. Auch die Gefahr von Anschlägen im Falle eines Irak-Krieges bestimmt die Ziele. Dies bestätigt eine aktuelle Umfrage, die besagt, dass Sicherheit mit 50 Prozent gleich wichtig bei der Urlaubsplanung ist wie die Kosten der Reise. Fontanari sagt daher voraus, dass es Hochbetrieb an der deutschen Nord- und Ostsee geben wird. Dort sei es nicht teurer als in Südeuropa: "Der Euro hat gezeigt, dass beispielsweise Italien nicht so billig ist, wie viele glaubten."

Aber Familien haben es in diesem Jahr schwer, ein geeignetes Urlaubsziel zu finden. Das Angebot für Familienurlaub in Deutschland sei noch gering: "Die Zielgruppe wurde vernachlässigt", kritisiert Fontanari. Ein weiterer Grund erschwert den Familienurlaub: Die Sommerferien beginnen in fast allen Bundesländern gleichzeitig. Viele Ziele sind bereits ausgebucht, was frei ist, ist teuer - und dies, obwohl Reise-Veranstalter Familien mit Kinderfestpreisen ködern. Fontanari sieht daher eine Renaissance des klassischen Familienurlaubs: "Camping- und Wohnmobilferien werden boomen."

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