Verwirrung um offizielle Renten-Infos

BERLIN. (dpa/mic) Kann ich von meiner Rente später noch gut leben? Das fragen sich viele, die heute in Lohn und Brot stehen. Millionenfach verschickte Renteninfos der Versicherungsanstalten, die darauf eine Antwort geben sollten, stehen nun in der Kritik. Grund: Die darin aufgeführten Prognosen sollen zu optimistisch sein.

Der Auftrag kam von Ex-Sozialminister Walter Riester: Damit die Generation der heute arbeitenden Menschen sich ein Bild darüber machen kann, wie hoch später einmal ihre Rente sein wird, sollten die Rentenversicherungsträger so genannte "Renteninformationen" verschicken. Riester wollte damit erreichen, dass sich mehr Menschen für eine zusätzliche private Vorsorge entscheiden. Bis Ende 2004 soll jeder der 42 Millionen Versicherten, der älter als 27 Jahre ist und fünf Jahre lang Beiträge in die Rentenkasse gezahlt hat, eine solche Renteninformation erhalten. Ab 2005 sollen die Infos dann jährlich zugestellt werden. Allein die Bundesversicherungsanstalt für Angestellte (BFA) hat seit dem 1. Juni 2002 nun schon acht Millionen Renteninformationen an die Bundesbürger geschickt. Das Schreiben gibt Auskunft darüber, wie viel Geld der Versicherte erhält, wenn er mit 65 Jahren in Rente geht. Es gibt jeweils drei Beispielrechnungen, die von unterschiedlichen jährlichen Rentensteigerung ausgehen: Von null Prozent, von 1,5 Prozent oder 3,5 Prozent jährlicher Rentenanpassung. Genau diese Modelle stehen nun in der Kritik: Eine jährliche Rentenerhöhung von 1,5 oder gar 3,5 Prozent sei "problematisch" räumte selbst der Vorstandsvorsitzende der BFA, Hartmann Kleiner, gegenüber dem Berliner Tagesspiegel ein. Der Grund: Dass es angesichts der veränderten Altersstruktur in der Bevölkerung - immer weniger Arbeitende müssen für immer mehr Rentner aufkommen - eine ähnlich hohe Rentenanpassung in den kommenden Jahrzehnten geben wird, ist ziemlich unrealistisch. Wer sich also auf die Beispielrechnungen mit 1,5 oder 3,5 Prozent verlässt und seine private Altersvorsorge dementsprechend plant, der könnte später eine böse Überraschung erleben. Einen Fehler räumt die BFA aber nicht ein. BFA-Pressereferentin Karin Klopsch betont, mit den Beispielrechnungen habe man sich am Rentenversicherungsbericht der Bundesregierung orientiert. Der sah jährliche Rentensteigerungen zwischen zwei und vier Prozent vor. Sollte es neue, niedrigere Prognosen geben, würden die Renteninformationen angepasst. Bis auf weiteres gehen aber täglich 50 000 Briefe mit den drei Modellrechnungen raus. Klopsch rät allen, die die Briefe bekommen haben oder noch bekommen, sich an der Null-Rechnung zu orientieren: "Dieser Wert ist am ehesten mit der heutigen Kaufkraft zu vergleichen."

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