Abnehmen durch Essen?

Es klingt viel versprechend und geradezu fantastisch einfach: Es soll Lebensmittel geben, die im Verdauungsvorgang mehr Kalorien verbrauchen als sie liefern. e-Balance-Ernährungsberaterin Nina Böllert erklärt, was dran ist an den "Negativ-Kalorien".

Trier. (red) Stimmte dies, würde das bedeuten, dass man bei einem hochkalorischen Essen einfach einige Lebensmitteln mit "Negativ-Kalorien" zu sich nehmen und so die aufgenommene Energie zum Teil einfach wieder "weg essen kann. Aber das ist nur die Theorie! Bestimmte Lebensmittel ziehen einen besonders hohen Verdauungsaufwand nach sich. Der Körper benötigt für diesen Vorgang mehr Energie als für die Verdauung anderer Lebensmittel. Angeblich ist dieser Mehraufwand sogar so hoch, dass mehr Kalorien verbraucht werden als das Lebensmittel liefert. Daher werden sie als "negative Kalorien" oder "Minus-Kalorien" bezeichnet. Als Lebensmittel mit negativen Kalorien werden Kohlgemüse, Hülsenfrüchte, kaltes Wasser und ballaststoffreiche Vollkornprodukte genannt.Jedes Lebensmittel liefert Energie

Einige Ratgeber, die "Negativ-Kalorien" zum Abnehmen empfehlen, weisen auf bestimmte Lebensmittel-Kombinationen hin, deren Verdauung reichlich Kalorien verbrauchen sollen. Kalorien sind das Maß für den Energiegehalt eines Lebensmittels. Jedes Lebensmittel (ausgenommen Wasser) liefert zunächst einmal Energie. Diese Energie wird entweder verbraucht oder gespeichert (Glykogen, Depotfett). Dabei funktioniert jeder Körper unterschiedlich und verbraucht bei der Verdauung unterschiedlich viel Energie. Allgemeingültige Aussagen zum Energieverbrauch der Verdauung sind dadurch schwierig. Außerdem ist der Energieverbrauch für die Verdauung bereits im Grundumsatz des Menschen berücksichtigt. Der Grundumsatz besteht aus der Energiemenge, die benötigt wird, um im Ruhezustand alle Funktionen des Organismus aufrecht zu erhalten. Dazu gehört auch der Verdauungsvorgang. Wird durch geschickte Lebensmittelauswahl weniger Energie aufgenommen als verbraucht wird, nimmt man ab. Die Theorie der "Negativ-Kalorien" enthält aber auch ein Körnchen Wahrheit. Eiweißreiche Lebensmittel benötigen bei der Verdauung tatsächlich etwas mehr Energie als kohlenhydrat- oder fettreiche Produkte. Kaltes Wasser muss im Organismus auf die Körpertemperatur von 37° C erwärmt werden. Für einen Liter Eiswasser benötigt der Körper dafür etwa 37 Kalorien. Dieser geringe Energieverbrauch macht sich bei einer normalen Energieaufnahme von 2 000 bis 3 000 kcal pro Tag allerdings nicht sonderlich bemerkbar, wird aber gerne herangezogen, um die Theorie der "negativen Kalorien" zu untermauern.Aus wissenschaftlicher Sicht ist es also nicht möglich, dass Lebensmittel mehr Energie verbrauchen als sie liefern. Der Grund, warum das Ernährungskonzept der "Minuskalorien" trotzdem häufig funktioniert, liegt darin, dass bei dieser Diät wenig Fett und viel Obst und Gemüse empfohlen werden. Schließlich zählen alle Lebensmittel mit angeblich "negativen Kalorien" zur Gruppe der gesunden und kalorienarmen Lebensmittel. Ein Sportprogramm gehört ebenfalls zur Diät, so dass durch die negative Energiebilanz (also: mehr Energie wird verbraucht als aufgenommen) das Gewicht tatsächlich reduziert wird. Experten-Chat Heute Experten-Chat für alle TV-Leser: Haben Sie noch Fragen zu diesem Thema? Heute ist von 18 bis 19 Uhr Ernährungsexpertin Nicole Hoenig (Foto: dpa) im Chat für die Volksfreund-Leser zu erreichen - unter www.volksfreund.de/abnehmen. Am Montag, 21. Januar, ist von 10 bis 11 Uhr ist Ernährungsexpertin Katrin Kleinesper erreichbar.

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