Alt-Medikamente in der Umwelt

Die falsche Entsorgung von Altmedikamenten hinterlässt zunehmend Spuren in Boden und Wasser. Langzeitfolgen sind noch nicht untersucht. Mit einer Faltblatt-Aktion raten Umweltministerium, Apotheker und Ärzte von der Beseitigung über die Toilette ab und empfehlen im Zweifel die Rückgabe.

Mainz. Medikamente im Wert von rund 1,4 Milliarden Euro waren 2006 in Rheinland-Pfalz in Umlauf. Von den geschätzten 64 Millionen Arzneien werden laut Apothekerverband bis zu einem Fünftel nicht eingenommen, sind also früher oder später zu entsorgen. Arzneimittel, die unsachgemäß im Abfall oder im Abwasser landen, sind nach Angaben von Umweltministerin Margit Conrad mit dafür verantwortlich, dass Spuren zunehmend in Wasser und Boden auftauchen. Sie verstärken die Spuren, die durch eine normale Einnahme bereits über die Toilette in die Umwelt gelangen. Selbst im Trinkwasser werden inzwischen Rückstände, wenn auch in geringen Mengen, festgestellt.Bestandteile werden nur bei Verbrennung zerstört

Der Rat der Experten: Altmedikamente über Apotheke oder Schadstoffmobil zurückgeben. Im Süden des Landes und in der Region Trier kann Arznei auch über den Restmüll entsorgt werden, weil der Abfall verbrannt wird. Anders sieht es im Raum Koblenz aus. Dort wandert der Restmüll in erster Linie in die mechanisch-biologische Behandlung. Nur die Verbrennung, die auch über das Entsorgungssystem der Apotheker oder die Schadstoffsammlung gewährleistet ist, löst allerdings die Wirkstoffe der Medikamente auf. Noch landen nach aktuellen Umfragen mehr als 40 Prozent der flüssigen Altmedikamente in der Toilette. Sie werden jedoch in den Kläranlagen kaum abgebaut. Zwar gehen von den Arzneimittel-Rückständen laut Conrad akut keine Gesundheitsgefahren aus. Die Umweltwirkungen von Medikamenten - auch die der in großen Mengen verwendeten Mittel gegen Schmerzen und Entzündungen - sind aber noch weitgehend unbekannt. Eine Studie des Sachverständigenrates für Umweltfragen hat Zusammenhänge von Biologie und Arzneimittel in der Umwelt bislang weniger durch Medikamente für Menschen als Arzneimittelgaben für Tiere festgestellt, zum Beispiel durch Antibiotika. Nach Angaben von Andreas Kiefer, Präsident der Landesapothekerkammer, fängt die Vermeidung von Arzneimittel-Müll bei der Auswahl und richtigen Anwendung an. Vielfach sammeln sich dabei selbst gekaufte Medikamente an. Dass zu viele verschrieben werden, ist aus Kiefers Sicht eher die Ausnahme. Das Faltblatt "Altmedikamente entsorgen" kann im Umweltministerium, 55116 Mainz, angefordert oder über www.mufv.rlp.de/ifag-startseite heruntergeladen werden.

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