Bienenfreundlicher Garten

Trier · TV-Garten im Sommer: Gärten werden für Bienen und Hummeln als Lebensraum immer wichtiger. Was man tun kann, um die nützlichen Bestäuber anzulocken, reicht von insektenfreundlichen Pflanzen bis zu geeigneten Nistplätzen.

 Hummeln finden selbst an nicht heimischem Sommerflor, wie den kleinen Mexikanischen Zinnien, Nahrung. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Hummeln finden selbst an nicht heimischem Sommerflor, wie den kleinen Mexikanischen Zinnien, Nahrung. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Foto: Kathrin Hofmeister (kf) ("TV-Upload Hofmeister"

Trier Immer mehr Hobbygärtner interessieren sich für Hummeln und Wildbienen. Seit blühende Landschaften auf dem Rückzug sind, können die wichtigen Bestäuber Hilfe gut brauchen. Im Gegenzug beleben die Nützlinge einen Garten. Es macht Spaß einer Hummel zuzusehen, wie sie in einer Fingerhutblüte verschwindet, oder dem emsigen Surren der Wildbienen zu lauschen. Die Biologin und Buchautorin Elke Schwarzer hat sich eingehend mit dem Thema beschäftigt. Durch ein entsprechendes Nahrungsangebot, schreibt sie in ihrem Ratgeber "Mein Bienengarten" (siehe Info), "kann der Garten zur Rettungsinsel für viele Bienen und Hummeln werden".
Futterpflanzen: Unter allen Blütenpflanzen im Garten gibt es Arten, die von Insekten besonders umschwärmt werden. Im Sommer ziehen Korbblütler wie Sonnenhut und Mädchenauge die Nektar- und Pollensammler magisch an. Es brummt in Stockrosen und summt in Glockenblumen. Mit Schmetterlingsblütlern, zu denen Wicken und alle Kleearten zählen, liegt man immer richtig. Lavendel und Katzenminze hängen Hummel & Co. regelrecht an den Blütenlippen. Unter den so genannten Lippenblütlern sind selbst Sorten mit sterilen Blüten bei den Nützlingen beliebt.
Lieben Bienen und Gärtner dasselbe? Der beliebte Lippenblütler Steinquendel in der Sorte Triumphator ist eines von vielen Beispielen, wie sich die Interessen von Hobbygärtnern und Gartenhelfern unter einen Hut bringen lassen: Weil die sterile Sorte keinen Samen bildet, blüht sie sehr lange vom Sommer bis zum Frost.
Sie bietet zwar keinen Pollen. Dafür aber reichlich Nektar. Anders sieht es mit gefüllten Sorten aus. Sie sind für Insekten nutzlos. Häufig stellt sich auch die Frage, wie wichtig heimische Pflanzen im Garten sind.
Vielfalt anstreben: Nach Schwarzer sei entscheidend, ob fremde Pflanzen nahe Verwandte aus der heimischen Flora haben. Die Rainfarn-Markenbiene beispielsweise nehme nicht nur den heimischen Rainfarn an, sondern auch die Gold-Garbe (Achillea filipendulina) aus dem Kaukasus. In der gelben Sorte Parker ist die Schafgarbenart eine alte Bekannte aus dem Bauerngarten. Für den bienenfreundlichen Garten kann man wieder von den traditionellen Landgärten lernen. Wo Stauden, Gemüse und Küchenkräuter zusammen wachsen, ist der Tisch reichlich gedeckt. Denn wichtig sei die Vielfalt und, dass die ganze Saison hindurch ein Blütenangebot bestehe.
So ist auch der Gemüse- und Obstgarten eine beliebte Anlaufstelle. Zwischen den Tomaten beispielsweise kümmere sich die Acker-Hummel um die Befruchtung, weiß Schwarzer.
Bienenfreundliche Topfpflanzen: Das funktioniert sogar auf dem Balkon. Viele Würzkräuter, die sich gut im Topf halten lassen, schmecken auch den summenden Freunden. Ysop, Koriander und Strauchbasilikum oder Duftnessel bereichern den Speiseplan beider Seiten. Die in Gärten und im urbanen Raum heimischen Hummelarten seien nicht wählerisch, weiß Schwarzer. Anders sieht das bei den Wildbienen aus. Viele haben Lieblingspflanzen. Einige sind so spezialisiert wie die Glockenblumen-Scherenbiene. Sie ernährt sich ausschließlich von Glockenblumen und übernachtet in den Blüten.
Insektenhotels: Sie werden häufig als Nisthilfe angenommen. Schwarzer rät jedoch zur Marke Eigenbau, und warnt in ihrem Buch vor unsachgemäßen, farbigen Insektenhotels: "Diese Fertighäuser sehen nett aus, lassen sich aber oft als Bauruine entlarven."
Seien die Bohrungen voller Splitter, in schichtverleimtem Holz ausgeführt oder die Bambusstäbe gar nicht hohl, ist der Leerstand vorprogrammiert.
Natürliche Unterschlupfmöglichkeiten: Sie sind für Bienen und Hummeln genauso wichtig wie das Nahrungsangebot. Hummeln bauen ihre oberirdischen Nester gerne in Grasbüscheln. Ihnen unterbreitet man mit Ziergräsern und ein bisschen Wildwuchs im Garten ein attraktives Angebot. Bodenbewohnende Bienen mögen Stellen in schütterem Rasen. Trockenmauern eignen sich für viele Arten. Heiß begehrten Wohnraum bieten alte Baumstämme und aufgeschichtetes Totholz.

Extra: HILFE VON DER BIENENEXPERTIN


Buchtipp: "Mein Bienengarten" von Elke Schwarzer ist ein äußerst informativer, praxistauglicher Ratgeber. Auf 124 Seiten werden die wichtigsten Arten von solitären Wildbienen, die vier häufigsten Hummelarten im urbanen Raum und deren jeweilige Lieblingspflanzen vorgestellt. Im Kapitel "Hotspot-Pflanzen" geht es um wahre Bienenmagneten. Unter dem Punkt "Füllpflanzen" lernt man Gewächse für die Spezialisten unter den Insekten kennen, die als Lückenbüßer immer noch irgendwo Platz im Garten finden. Mit den Pflanzenlisten im Service-Teil werden rund 80 bunte Bienenweiden vorgestellt. Die Neuerscheinung aus dem Ulmer-Verlag, ISBN 978-3-8001-0870-1 kostet 16,90 Euro.

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