Clever essen - besser denken?

Besonderes Essen für besseres Denken - die Idee ist eigentlich nicht neu. Das berühmte "Studentenfutter" aus getrockneten Früchten und Nüssen soll ja angehenden Akademikern schon lange zu Höchstleistungen verhelfen. e-Balance Ernährungsberaterin Nicole Hoenig erklärt, wie Ernährung und Hirnfunktion zusammenhängen.

Trier. (red) Die menschlichen Nervenzellen benötigen für optimales Denkvermögen neben ausreichend Energie und Wasser noch viele Nährstoffe. Das Gehirn macht bei einem Erwachsenen etwa zwei Prozent des Körpergewichts aus, verbraucht jedoch mit rund 20 Prozent der aufgenommenen Energie mehr Kalorien als jedes andere Organ. Das Gehirn kann lediglich Glucose, also Traubenzucker, als Energiespender verwerten.Energie für die grauen Zellen: Kohlenhydrate sind daher das geeignete Gehirnfutter. Für Konzentration und hohe Denkleistungen sollten allerdings Blutzuckerspitzen durch große Zuckermengen vermieden werden. Ein relativ konstanter und eher niedriger Blutzuckerspiegel hingegen verbessert das Denkvermögen. Nicht nur die Energie spielt eine Rolle, sondern. . .: Im Gehirn entstehen durch den besonders hohen Energieumsatz so genannte freie Radikale, die durch anti oxidativ wirkende Nährstoffe wie Vitamin A, C und E und Zink und Selen unschädlich gemacht werden. Daher ist es wichtig, dass die zugeführte Nahrung eine hohe Nährstoffdichte besitzt. Kohlenhydrate mit einem niedrigen glykämischen Index wie etwa Vollkornprodukte und Gemüse sorgen für einen mäßigen Blutzuckeranstieg und versorgen so das Gehirn regelmäßig mit Energie. B-Vitamine - gut für Nerven und Gehirn: Um Kohlenhydrate im Körper abzubauen und in Energie umzuwandeln, benötigt der Organismus hauptsächlich die Vitamine der B-Gruppe. Diese Vitamine sind alle in irgendeiner Weise für die Energiefreisetzung und für bestimmte Hirn- und Nervenfunktionen verantwortlich. Vitamin B1 (Thiamin) zum Beispiel ist von zentraler Bedeutung. Bei einem Mangel ist der ganze Kohlenhydratstoffwechsel und damit die Energiegewinnung gestört. Als erste Symptome treten erhöhte Reizbarkeit, Müdigkeit, Gedächtnisschwäche auf. Auch die Vitamine B2, B3 und B5 sind für die Energieumwandlung notwendig, während B6 (Pyrodoxin) vorwiegend an der Hirnfunktion beteiligt ist.

Als beste Lieferanten von B-Vitaminen gelten Vollkornprodukte. Sobald die äußeren Randschichten und der Keim durch Ausmahlung und Raffination wie bei Weißmehlprodukten entfernt werden, gehen diese meisten Nährstoffe verloren. Leicht verdauliche Proteine, wie sie etwa in Milch, Milchprodukten, Fisch und Getreideprodukten enthalten sind, helfen, die Nerven- und Gehirnzellen zu stärken. Cholin gehört zu den Aminosäuren, ist ein Eiweißbaustein und verdient im Zusammenhang mit spezieller Gehirnnahrung, dem so genannten Brainfood, eine besondere Erwähnung. Es ist am Aufbau des Gedächtnis-Botenstoffs Acetylcholin beteiligt und deshalb sehr wichtig für die Signalübertragung und die Lernfähigkeit. Besonders reichlich ist Cholin im Ei enthalten. Mehrfach ungesättigte Fettsäuren, besonders "Omega-3", unterstützen die Funktion der Zellmembranen.

Für eine optimale Gedächtnisleistung ist es zudem wichtig, dass ausreichend Flüssigkeit aufgenommen wird. Ohne große körperliche Anstrengung helfen zwei Liter am Tag, Sauerstoff und Nährstoffe schnell zu transportieren. Flüssigkeitsmangel kann zu schlechter Durchblutung, Müdigkeit, Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen führen.

Fazit: Rezepte unter der Überschrift "Brainfood", die mehr Intelligenz durch das richtige Essen versprechen, sind Unsinn. Denn: Fastende können manchmal geistige Höchstleistungen erbringen. Umgekehrt studiert ein voller Bauch nicht gern - weil der Verdauungstrakt dann erst einmal alle Energie abzieht und fürs Hirn keine Kapazitäten mehr frei sind. Aber: Ein leerer Bauch blockiert das Hirn erst recht. Also: Keine Extreme, gut essen und den Genuss nicht vergessen.

Quellen: Die Apothekenumschau 02/2007: "Clever essen, besser denken"; Vanessa Specks: "Essen Sie sich schlau!" in Fit For Fun; aid: "Brainfood? Können sich Kinder intelligent essen?" Experten-Chat Heute: Experten-Chat für alle TV-Leser. Haben auch Sie noch Fragen zu diesem Thema? Heute ist von 18 bis 19 Uhr Ernährungsexpertin Nicole Hoenig (Foto: privat) im Chat für die Volksfreund-Leser zu erreichen unter www.volksfreund.de/abnehmen. Unter dieser Adresse ist Ernährungsexpertin Hoenig in der kommenden Woche ein weiteres Mal erreichbar, und zwar am Dienstag, 29. Mai, von 19 bis 20. Wegen des Feiertags an Pfingstmontag findet in der kommenden Woche kein weiterer Expertenchat statt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort