Darauf sollten Rentner achten

Trier · Millionen Rentner fürchten, dass das Finanzamt von ihnen Steuernachzahlungen fordert. Das Bundesfinanzministerium hat am Montag angekündigt, bei der Überprüfung keine Sonderregeln oder Rabatte anzuwenden. Worauf Rentner nun achten sollten, erklären Experten.

Nach der Einführung des sogenannten Alterseinkünftegesetzes zum 1. Januar 2005 wird es nun für die Rentner ernst: Ab kommenden Jahr werden alle Rentner in Deutschland von den Finanzämtern durchleuchtet. Insgesamt gibt es hierzulande rund 14,2 Millionen Rentenhaushalte mit insgesamt 19,5 Millionen Rentenempfängern. TV-Redakteur Heribert Waschbüsch sprach mit Klaus-Robert Braus vom Finanzamt Trier.

Warum gibt es die Kontrollen überhaupt?
Braus: Seit 2005 müssen Rentner als Folge eines Urteils des Bundesverfassungsgerichts grundsätzlich mindestens 50 Prozent ihrer Altersgelder versteuern. Seitdem steigt der Anteil der Besteuerung der Renten. Gleichzeitig können die Beitragszahler zur Rentenversicherung einen immer größeren Anteil der Aufwendungen für die Altersvorsorge von der Steuer absetzen.

Wie viele Rentner werden von Kontrollen betroffen sein?
Braus: Bundesweit wird sich die Zahl der Rentenhaushalte, die Steuern zahlen müssen, von 1,3 Millionen auf 3,3 Millionen erhöhen. Die Höhe der Steuern richtet sich nach den Renten selbst und nach zusätzlichen Einkünften. Mit Nachzahlungen muss derjenige rechnen, der seinem Finanzamt etwa trotz Zusatzeinkünften keine oder eine unvollständige Steuererklärung abgegeben hat. Die große Mehrheit der Rentner, die nebenher keine wesentlich anderen Einkünfte haben, muss nach Angaben des Finanzministeriums keine Steuern fürchten. Alleinstehende mit rund 19.000 Euro Jahresrente bleiben danach von Steuern ungeschoren, wenn sie 2005 in Rente gegangen sind oder schon Rente bezogen haben. Bei Paaren dieses Rentnerjahrgangs sind es 38.000 Euro pro Jahr. Da der Prozentsatz der zu versteuernden Rente jährlich ansteigt, verringert sich über die Jahre für die Neurentner der steuerfreie Anteil. Rentner behalten jedoch lebenslang den Prozentsatz bei, der beim Erstbezug der Rente festgesetzt wurde.

Wie sieht es in der Region Trier aus?
Braus: Wir haben in der Region knapp 135.000 Rentenberechtigte, davon gut 90.000, die eine Altersrente beziehen. Die Durchschnittsrente in der Region ist niedriger als im Bund. Wer nur eine Rente bekommt, steigt hier selten über die Bemessungsgrenzen. Laut Deutscher Rentenversicherung erhält der Durchschnittsrentner bei uns rund 900 Euro im Monat, Frauen sogar im Schnitt nur 400 Euro.

Also müssen sich die Rentner nicht vor dem Finanzamt fürchten?
Braus: Wer außer seiner Rente keine weiteren Einkünfte hat, muss wahrscheinlich nicht mit Nachzahlungen rechnen. Es geht ja hauptsächlich darum, ordnungsgemäße Besteuerung der Renten für die Zukunft sicherzustellen, nicht darum, jedem Cent aus der Vergangenheit nachzujagen. Im Übrigen: Bereits heute zahlen etwa 30 Prozent der Rentner zum Teil seit Jahren die Steuern aus der Rente und sind bereits beim Finanzamt erfasst.

Und für die kommenden Rentnergeneration wächst die Belastung
Braus: Mit Einführung des Alterseinkünftegesetzes hat der Gesetzgeber beschlossen, den Besteuerungsanteil von 50 Prozent 2005 nach und nach auf 100 Prozent anzuheben. Wer also 2010 in Rente geht, dessen Rente wird zu 60 Prozent besteuert. Bis 2020 steigt der Anteil jährlich in zwei Prozentschritten auf 80 Prozent an, danach in Ein-Prozent-Schritten bis 2040 auf 100 Prozent.

Das heißt, je später ich in Rente gehe, desto höher ist der Anteil, der versteuert wird?
Braus: Genau. Wer bis 2005 in Rente gegangen ist, muss 50 Prozent versteuern, wer 2010 in Rente geht, muss dann schon 60 Prozent versteuern. Doch wie jeder Steuerbürger können auch Rentner natürlich Abzüge geltend machen, etwa für Handwerkerrechnungen, Krankheitskosten, Pflegeleistungen oder Versicherungen.

Was können Rentner tun, die sich jetzt unsicher sind?
Braus: Da gibt es viele Möglichkeiten. Sie können sich bei ihrem Finanzamt direkt informieren. Auf unserer Internetseite gibt es einen anonymen „Renten-Steuer-Rechner“ und viele Hintergrund-Informationen. Und natürlich kann man sich an einen Steuerberater wenden. Außerdem, am 7. Oktober wird das Finanzamt Trier eine Informationsveranstaltung zum Thema „Renten und Steuern“ anbieten.

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