Deutsch als Fremdsprache: Lehrer sind gefragt

Köln/Berlin · Köln/Berlin (dpa) Den Unterricht beginnt Kathrin Ehrhardt immer auf die gleiche Weise. Wenn auch sonst im Leben ihrer Schüler vieles im Umbruch ist, soll zumindest das verlässlich sein.

In ihrem Unterrichtsraum gibt es einen großen Kalender. "Welchen Wochentag haben wir heute?", fragt sie immer als Erstes. Vor ihr sitzen Kinder im Alter zwischen sechs und zehn Jahren. Sie kommen aus Somalia, Syrien, der Slowakei oder der Türkei. Ehrhardt, 48, unterrichtet in einem Bereich, der nach Ansicht vieler Experten in den Schulen immer wichtiger wird. Sie bringt Kindern mit Migrationshintergrund Deutsch bei. "Deutsch als Fremdsprache" (DaF) oder "Deutsch als Zweitsprache" (DaZ) zu unterrichten, war lange Zeit ein Berufsfeld, dass nicht sonderlich im Fokus der Öffentlichkeit stand. DaF richtet sich an alle, die Deutsch völlig neu lernen, DaZ an alle, die Deutsch neben einer anderen Sprache als zweite lernen - zum Beispiel, weil sie in Deutschland leben, zu Hause aber kein Deutsch sprechen. Derzeit sind DaF- und DaZ-Experten sehr gefragt. "Seit Ende 2015, Anfang 2016 ist der Arbeitsmarkt wie leer gefegt", sagt Matthias Jung vom Fachverband Deutsch als Fremd- und Zweitsprache. Um DaF oder DaZ unterrichten zu können, gibt es zum einen die Möglichkeit, einen entsprechenden Studiengang an der Hochschule zu wählen. Eine weitere Möglichkeit ist es, an der Hochschule andere Fächer oder auf Lehramt zu studieren - und parallel Zusatzqualifikationen in DaZ und DaF zu erwerben.
Neben der Möglichkeit des Studiums gibt es die Option, nach dem Studium Weiterbildungen in DaF und DaZ zu machen. Universitäten und das Goethe-Institut bieten solche Kurse an. Das erste Studium muss aber in der Regel einen sprachtheoretischen oder -praktischen Hintergrund haben, um unterrichten zu können, erklärt Heike Uhlig vom Goethe-Institut. Wichtig sei auch, dass die Lehrer selbst schon einmal eine Fremdsprache gelernt haben.
Lehrerin Ehrhardt vertraut darauf, dass fast alle Kinder wahnsinnig schnell lernen. Etwas erstaunt sie immer wieder: wie nüchtern viele Kinder ihr Schicksal hinnehmen. Nach dem Üben mit dem Datum arbeitet Ehrhardt an verschiedenen Themen, etwa was in eine Schultasche hinein muss oder wer zur Familie gehört. Ehrhardt fragt dann Sachen wie: "Mit wem bist Du nach Deutschland gekommen?". Die Antworten der Schüler sind oft traurig. "Ich bin mit meiner Mutter hier. Mein Vater und mein Bruder sind tot", hörte sie neulich wieder. .Wer DaF oder DaZ unterrichten will, sollte auf jeden Fall frühzeitig Praktika machen, rät Uhlig vom Goethe-Institut. Dabei merkt man schnell, ob das Unterrichten der eigenen Muttersprache etwas für einen ist. Mitbringen sollten Jugendliche neben einem Interesse für fremde Kulturen vor allem die Leidenschaft, mit Sprache zu arbeiten.
Eines sollten Jugendliche sich aber auch klarmachen: Der Verdienst ist mitunter bescheiden. Viele DaF- und DaZ-Lehrkräfte arbeiten als Honorarkräfte. "Das bedeutet, man wird nicht fest angestellt", erläutert Angelika Böhrer vom Bündnis DaF/DaZ-Lehrkräfte. Die Initiative setzt sich für eine bessere Bezahlung der Beschäftigten ein. Das Honorar liege in Integrationskursen bei 35 Euro pro Unterrichtsstunde, bei sonstigen Kursen an Volkshochschulen kann es deutlich darunter liegen. Jung bestätigt diese Zahlen - er weist aber auch darauf hin, dass es durchaus Festanstellungen gibt.

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