Telefonaktion Diagnose Krebs: Das sollten Sie wissen

Trier · Ist es wichtig, bei einer Krebsdiagnose die Meinung eines zweiten Arztes einzuholen? Ich habe eine Narbe durch eine Darmkrebsoperation und Angst, mich beim Sport zu stark zu belasten. Haben Sie einen Tipp? Vier Experten gaben zahlreichen Lesern wertvolle Tipps am Telefon. Hier eine Auswahl an Fragen und Antworten.

 Die Weltgesundheitsorganisation ist überzeugt: Der Nutzen der Mammografie in der Krebsvorsorge überwiegt die Nachteile.Foto: obs/Kooperationsgemeinschaft Mammografie/viviane wild

Die Weltgesundheitsorganisation ist überzeugt: Der Nutzen der Mammografie in der Krebsvorsorge überwiegt die Nachteile.Foto: obs/Kooperationsgemeinschaft Mammografie/viviane wild

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Vor Jahren hatte ich einen Hirntumor und eine sehr schlechte Prognose. Heute geht es mir sehr gut, man kann auch schwierige Krankheitsverläufe überleben. Ich kann ihren Klienten gerne meine Geschichte erzählen, um ihnen Mut zu machen.Den Krebs besiegen


Carlita Metzdorf-Klos, Leiterin des Beratungszentrums Trier der Krebsgesellschaft Rheinland-Pfalz: Ja, ich halte es für wichtig, dass Betroffene anderen auch von ihren Erfahrungen berichten und ihnen zeigen, dass es immer wieder einen Weg aus schwierigen Situationen geben kann. Wir stellen, wenn das gewünscht wird, Kontakt zwischen unseren Klienten und Betroffenen her. Wir begleiten diesen Austausch auch fachlich.

Ich habe meinen Mann verloren und ich mache mir Gedanken, ob ich nicht noch mehr hätte tun können. Es gibt noch viele offene Fragen, die ich mit "normalen" Menschen nicht besprechen kann. An wen kann ich mich wenden?
Metzdorf-Klos: Bei uns gibt es beispielsweise das Café Horizont - ein Angebot für Angehörige, die einen an Krebs erkrankten Menschen betreuen und pflegen oder ihn durch die Krankheit verloren haben.

Ich war Leistungssportler und habe Prostatakrebs. Durch den Leistungsabfall habe ich die Lust am Sport verloren, auch das Krafttraining macht mir keinen Spaß mehr. Wie finde ich wieder zu meiner alten Form zurück?
Holger Jungandreas, Leiter des Gesundheitsparks Trier: Trauern Sie nicht Ihrer alten Form hinterher. Machen Sie einen Schnitt und fangen Sie bei null an. Ziehen Sie vier Wochen lang ein niedrigschwelliges Sportprogramm durch. Starten Sie langsam, etwa mit einem viertelstündigen Lauf. Steigern Sie die Dauer langsam und schreiben Sie Ihre Erfolgserlebnisse auf. Nach vier Wochen ist der Körper so weit, dass Sie die Leistung steigern können. Das Krafttraining können Sie mit hoher Wiederholungszahl und niedriger Intensität starten. So schaffen Sie sich auch dort eine Basis, um darauf aufbauen zu können.

Ich habe eine Narbe durch eine Darmkrebsoperation und Angst, mich zu stark zu belasten. Ich bin immer so gerne Rad gefahren. Ich möchte nun Krafttraining machen. Haben Sie einen Tipp?
Holger Jungandreas: Schaffen Sie erst einmal eine Grundlage und beginnen Sie mit einem sogenannten Basisausdauertraining auf unterem Niveau. Das Krafttraining betreffend, lassen Sie sich dabei von einem Physiotherapeuten fachmännisch begleiten auch hier kommt es zunächst auf Basistraining an.

Ich bin 56 Jahre alt. In meiner Familie gibt es vermehrt Frauen, die an Brustkrebs erkrankt sind. Welche Kontrolluntersuchungen werden zum Beispiel bei familiärer Belastung empfohlen?
Dr. Monika Grundheber, Ärztin für Innere Medizin mit dem Fachgebiet Hämatologie/Onkologie: In aller Regel wird die Mammografie jährlich und ein Ultraschall der Brust zusätzlich halbjährlich empfohlen. Aber man kann es nicht pauschal sagen, Faktoren wie das Alter und Risiko spielen dabei unter Umständen eine Rolle.

Ist es wichtig, bei einer Krebsdiagnose die Meinung eines zweiten Arztes einzuholen?
Dr. Grundheber: Das kann manchmal hilfreich sein und wird auch von der Krankenkasse getragen.

Muss man einen in der Mammografie verdächtigen Knoten in der Brust zusätzlich mittels einer Gewebeprobe untersuchen lassen?
Dr. Grundheber: Wenn der Knoten in der Mammografie verdächtig ist, bösartig zu sein, dann ist eine Gewebeprobe unerlässlich.

Ich, 84, habe ein Bronchialkarzinom. Eine Ärztin eines Trierer Krankenhauses rät mir zu einer Strahlentherapie statt Operation. Was meinen Sie dazu?
Dr. Hans-Peter Laubenstein, Facharzt für Innere Medizin, Hämatologie und internistische Onkologie sowie Palliativmedizin: Gerade wenn man bei älteren Personen eine Operation umgehen möchte, ist die Strahlentherapie mit der Zielsetzung der Heilung oder langfristigen Kontrolle eine sehr gute und relativ nebenwirkungsarme Alternative.

Ich habe gehört, eine Patientenverfügung wäre sinnvoll. Warum?
Dr. Laubenstein: Darin legt man fest, welche Behandlungen und Maßnahmen ich im Falle einer fortgeschrittenen Tumorerkrankung haben möchte und welche nicht. Zudem lege ich rechtsverbindlich eine Person meines Vertrauens fest, die meine Wünsche Ärzten und Institutionen gegenüber durchsetzt, wenn ich dazu nicht mehr in der Lage bin. Ohne Patientenverfügung muss unter Umständen ein Richter einschreiten. Dann wird möglicherweise eine fremde Person stellvertretend eingesetzt.

Am Samstag, 14. November 2015, findet der erste regionale Krebstag an der Universität Trier statt.
volksfreund.de/krebsExtra

Das Thema Krebs ist wichtig. Dennoch gab es keine zweite Telefonaktion dazu, über die wir innerhalb weniger Tage berichten. Unser informativer Text in der Samstagsausgabe bezog sich vielmehr auf eine Telefonaktion, die schon einige Wochen zurückliegt. Er wurde versehentlich erneut platziert. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen. r.n.

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