Ein Gen-Defekt erhöht das Risiko

Bösartige Tumore des Dick- und Enddarms zählen hierzulande zu den häufigsten Krebsformen. Im frühen Stadium ist die Erkrankung gut heilbar, weshalb gerade Menschen mit einer erblichen Disposition sich regelmäßig untersuchen lassen sollten. Denn der Darmkrebs tritt in manchen Familien gehäuft auf.

Trier. (red) Auf 100 000 Einwohner kommen in der Bundesrepublik 50 bis 60 Neuerkrankungen jährlich. Auch wenn die Medizin Risikofaktoren wie Übergewicht, Nikotingenuss oder Bewegungsmangel ausgemacht hat, ist bei vielen Menschen eine Erkrankung programmiert. "Die meisten Betroffenen erkranken im Alter von etwa 60 bis 70 Jahren - und das ohne direkt erkennbare Ursache", erläutert Professor Dr. Detlef M. Ockert, Chefarzt der Abteilung für Allgemein-, Viszeral- und Gefäßchirurgie im Krankenhaus der Barmherzigen Brüder Trier. Einige Patienten könnten zudem über eine Häufung von Darmkrebsfällen in ihren Familien berichten, während andere besonders frühzeitig - vor dem Erreichen des 50. Lebensjahrs - erkrankten. "Dies sind wichtige Hinweise auf das Vorliegen familiärer, also erblich bedingter Darmkrebsformen", sagt Ockert. Die Frage, ob es eine genetische Disposition für Tumor-Erkrankungen gibt, beschäftigt die Forschung seit Jahrzehnten. Inzwischen weiß man, dass bei der millionenfachen Teilung der Körperzellen, die sich, wie beispielsweise die Darmschleimhaut, in kurzen Abständen erneuern müssen, ständig Fehler auftreten. Diese werden in der Regel von Reparatur-Eiweißen korrigiert. Ockert vergleicht diesen Vorgang mit dem automatischen Korrekturprogramm eines Textverarbeitungssystems. Ist nun aber ausgerechnet in jenen Genen ein Erbgutdefekt vorhanden, die das Programm zur Herstellung der Reparatur-Eiweiße enthalten, so fällt das Korrekturprogramm aus. In den Zellen häufen sich mit jeder Kopie bei der Teilung "Schreibfehler", die zum Absterben der Zelle oder zur Entstehung eines Tumors führen. Tritt bei einem Patienten und mindestens einem unter 50 Jahre alten Verwandten ersten Grades eine Erkrankung auf, spreche einiges für einen genetischen Defekt. Bei den Betroffenen werde mit hoher Wahrscheinlichkeit ein bösartiger Dickdarmtumor auftreten. Falls ein Verdachtsfall vorliegt, rät Ockert zu einem Gespräch mit dem Arzt. Mit diesem kann geklärt werden, ob eine genetische Untersuchung angezeigt ist. Wird bei dieser ein genetischer Defekt nachgewiesen, sollten sich auch nahe Verwandte untersuchen lassen, Die Heilungschancen beim Darmkrebs im ersten und zweiten Stadium lägen bei beachtlichen 90 Prozent.

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