"Einstieg über Schnupperstunden"

Fit in den Frühling - so lautet das Motto der TV-Serie, in der wir jeden Dienstag und Samstag Trendsportarten vorstellen und erklären, für wen diese geeignet sind. Heute dreht sich alles um das Thema Tennis.

Ist Tennis eine gefährliche Sportart?Christian Fink: Grundsätzlich ist Tennis keine gefährliche Sportart, wenn man darunter die Häufigkeit von Verletzungen versteht. Statistisch zählt Tennis zu den verletzungsärmeren Sportarten. Wenn akute Verletzungen geschehen, handelt es sich in erster Linie um das Knie- und Sprunggelenk.Was ist denn im Tennis aus sportmedizinischer Sicht das Besondere?Christian Fink: Im Tennissport sind es eher die chronischen Verletzungen und Überlastungsschäden, die eine Rolle spielen. Im Bereich der Wirbelsäule, des Schultergelenkes, des Ellenbogens sowie Sehnenreizungen zum Beispiel am Knie oder der Achillessehne sind Bereiche, die sich durch wiederkehrende Mikrotraumen zu einem Problem entwickeln können.Fit in den Frühling

Ist Tennis für jeden geeignet?Christian Fink: Tennis gehört zu den High-Impact-Sportarten, also Disziplinen, in denen hohe Stoßbelastungen auf Gelenke einwirken. Grundsätzlich ist zwischen Neueinsteigern und Saisonspielern zu unterscheiden sowie zwischen völlig gesunden Menschen und denen, die bereits ein Handicap mit sich tragen.Menschen, die Tennis als neue Sportart ausüben wollen, sollten aus orthopädischer Sicht einen gesunden Bewegungsapparat vorweisen. Menschen, die Tennis bereits seit langer Zeit spielen, können auch nach schweren Verletzungen und auch Operationen, zum Beispiel an Schulter, Knie oder Hüfte, ihr altes Leistungsniveau erreichen. Als Faustregel gilt: Je höher das sportliche Niveau vor der Verletzung, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, den Tennissport wieder ausüben zu können.Gibt es Menschen, die die Sportart meiden sollen?Christian Fink: Durch das stetig steigende Lebensalter leiden heute viele an einer schweren Arthrose, also an Gelenkverschleiß. Zur Erhaltung der Mobilität und damit der Lebensqualität entscheiden sich viele zu einem neuen Knie-, Hüft- oder Schultergelenk. Einem Neueinsteiger würde ich in solchen Fällen nicht zum Tennissport raten. Wenn jemand aber vorher sehr gut Tennis gespielt hat, ist die Rückkehr zur Sportart grundsätzlich nicht unmöglich. Dies gilt es stets mit seinem Orthopäden und Sportmediziner zu besprechen.Was macht das Tennisspiel aus? Christoph Müllers: Das Tennisspiel ist eine Sportart, die viele Dinge in sich vereint: Ausdauer bei langen Ballwechseln, Sprintstärke und eine gute Technik. Diese drei Eigenschaften führen im Spiel zu komplexen Bewegungsmustern, die es zu meistern gilt. Somit muss auch das Training aufgebaut werden. Neben der reinen Technikschulung dürfen auch die anderen Dinge wie Stabilität in den Bereichen Knieachse, Rumpf und Schulter nicht vernachlässigt werden. Auf der einen Seite, um die Leistung zu verbessern und auf der anderen, um - gerade bei Neueinsteigern - Verletzungen zu vermeiden. Warum ist der Trainingseinstieg aus orthopädischer Sicht sinnvoll? Christian Fink: Die chronischen Verletzungen spielen im Tennis die Hauptrolle. Diese entstehen durch Mikrotraumen. Wenn der Sportler einen "Kaltstart" hinlegt, sind die Sehnen insbesondere im Bereich der Schulter, des Knies und der Achillessehne nicht adaptiert und somit einer größeren Gefährdung ausgesetzt.Wie ist der Einstieg in ein Training sinnvoll?Christoph Müllers: Da Tennis, wie schon beschrieben, eine sehr komplexe Sportart ist und die Technik erst erlernt werden muss, empfehle ich den Einstieg über Schnupperstunden mit einem Trainer. Dort wird man dann an das richtige Tennisspielen herangeführt und sieht, ob es einem auch Spaß macht. Des Weiteren können Fehler im Bewegungsablauf sofort erkannt und behoben werden. Beginnt man ganz neu mit dem Tennis und hat auch sonst wenige Erfahrungen in Sportarten mit vielen Richtungswechseln, Antritten, Sprüngen und Landungen, so empfiehlt sich ein präventives gezieltes Aufbautraining dieser Dinge, damit es nicht zu Überlastungen kommt. Aber auch Sportler, die schon länger Tennis spielen, sollten diese Dinge nicht vernachlässigen. Gerade in diesem Bereich spielt ein gutes Aufwärmtraining eine große Rolle. Welche Übungen sind empfehlenswert und einfach nachvollziehbar?Christoph Müllers: Spezielle Tennisübungen werden natürlich vom Trainer für den Sportler ausgesucht. Wie oben beschrieben, spielt meiner Meinung nach das Warm-up eine große Rolle. Oft wird sich nur kurz eingespielt und dann sofort losgelegt. Das Einspielen ist natürlich wichtig, um den tennisspezifischen Bewegungsablauf zu schulen, jedoch werden die grundlegenden Dinge wie Stabilität, Mobilität und Koordination oft nicht genug angesprochen. Einfache Übungen sind hier kleine Stabilitätsübungen für Rumpf, Schulter und Beinachse. Diese können dann in kleine Sprungübungen mit Schwerpunkt der richtigen Landetechnik, zum Beispiel auf einem Bein, kombiniert werden. Nach diesen grundlegenden Übungen kann dann mit dem eigentlichen Einspielen mit Ball und Schläger begonnen werden. Grundsätzlich wollen wir keinem Sportinteressierten Angst machen, wie gefährlich Tennis ist. Unser Ziel ist Aufklärung, damit die Tennissaison erfolgreich wird. Nichts ist ärgerlicher, als durch Unwissen die Tennissaison bereits nach wenigen Wochen zu beenden und die für viele schönste Jahreszeit mit einem orthopädischen Handicap zu bestreiten.Alle Beiträge unserer Serie finden Sie im Internet unter <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/fit" class="more" text="www.volksfreund.de/fit"%>. Am Samstag steht das Thema Radfahren im Mittelpunkt.Extra

Christian Fink ist Facharzt für Orthopädie, Unfallchirurgie und Sportmedizin. Während seiner Facharztausbildung in Köln spezialisierte er sich auf die arthroskopische Gelenkchirurgie und Schulterchirurgie. Seit 2011 ist er Mannschaftsarzt der TBB Trier und Partner im Orthopaedicum Trier. Seit 2004 ist er Tennis-ATP-Turnierarzt der Swiss Open in Gstaad. Christoph Müllers ist Diplom-Sportwissenschaftler im Fachbereich Prävention und Rehabilitation (Deutsche Sporthochschule Köln). Als medizinischer Trainer kümmert er sich besonders um die Fitness der Basketballprofis des Bundesligateams der TBB Trier. Der Personalcoach im Sportomedicum Trier ist auch Experte für Sturzprophylaxe. r.n.

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