Familienbande

"Wir brauchen unsere Kinder nicht erziehen, sie machen uns sowieso alles nach." Das soll Karl Valentin einmal gesagt haben.

 Petra Gottwald.Foto: privat

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Tatsächlich sind Eltern über viele Jahre mit Abstand die wichtigsten Vorbilder für ihre Kinder. Was bedeutet das für den Familienalltag? Kinder lernen vor allem am Modell, das heißt durch Orientierung am Verhalten von Bezugspersonen und durch dessen Nachahmung. Sicher haben Sie schon amüsiert oder erschrocken festgestellt, dass von Ihnen häufig benutzte Redewendungen plötzlich wortgetreu und zur Situation passend von Ihrem Kind verwendet werden. Das zeigt, wie sehr Erziehende unter Beobachtung durch ihren Nachwuchs stehen. Verhaltensweisen und Reaktionsmuster, die Eltern häufig im Beisein ihrer Kinder zeigen, werden mit hoher Wahrscheinlichkeit irgendwann nachgeahmt. Letztlich erstreckt sich dies auf alle Lebensbereiche: Den Gebrauch von Schimpfwörtern, das Lästern über Mitmenschen, die Art miteinander zu streiten (oder Auseinandersetzungen krampfhaft zu vermeiden), Essgewohnheiten, Genussmittelkonsum, die Nutzung von Medien … - die Liste ließe sich endlos fortsetzen. Kindliches Verhalten ist somit zum großen Teil ein Spiegel des vorgelebten elterlichen Modells. Man muss dennoch kein Heiliger sein, um Kinder zu erziehen und ihnen ein gutes Vorbild zu bieten. Ein allzu perfektes Modell ist nämlich auch nicht wirklich attraktiv für den Nachahmenden, weil ohnehin unerreichbar. Auch Eltern dürfen also mal aus der Rolle fallen und aus Leibeskräften fluchen oder sich mit nicht ganz fairer Wortwahl über ihre Mitmenschen aufregen. Aber es sollte sich dabei um die sprichwörtliche Ausnahme von der Regel handeln! Petra Gottwald ist Diplom-Psychologin und stellvertretende Leiterin der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais e.V. Trier. palais-ev.de

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