Pflanzen Hochstapelei im Garten erwünscht

Trier · TV-Garten im November: Es gibt noch viel zu tun, bis der Winter beginnt.

 Hochbeete heben Pflanzen, wie hier vor dem Trierer Rathaus, auf eine angenehme Arbeitshöhe empor. Das bietet sich nicht nur für essbare Blütenpflanzen an. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Hochbeete heben Pflanzen, wie hier vor dem Trierer Rathaus, auf eine angenehme Arbeitshöhe empor. Das bietet sich nicht nur für essbare Blütenpflanzen an. TV-Foto: Kathrin Hofmeister

Foto: Kathrin Hofmeister (kf) ("TV-Upload Hofmeister"

Trier Um mit dem Bau eines Hochbeetes zu beginnen, bietet sich der Spätherbst an. Denn jetzt fällt das Material an, das man für den Aufbau braucht: Herbstlaub, Staudenreste und Gehölzschnitt über die Wintermonate.Wie baut man ein Hochbeet auf?Wie bei der Lasagne schichtet man mehrere Lagen übereinander. Die unterste Schicht besteht aus grob zerkleinerten verholzten Gartenabfällen wie Zweigen und Reisig. Sie belüften das Beet von unten und verhindern Staunässe. Darüber liegt eine Schicht mit umgedrehten Gras- oder Rasensoden, die beim Ausheben des Bodens angefallen sind. Legt man das Hochbeet ohne Bodenanschluss, beispielsweise auf versiegelten Flächen als abgeschlossene Kiste an, entfällt die Schicht. Alternativ nimmt man für die Zwischenschicht Gartenerde mit grobem Kompost. Darüber verfüllt man eine Schicht Häcksel, Herbstlaub und Kompost. Wer keinen eigenen Kompost zur Verfügung hat, erhält gütegesichertes Material von öffentlichen Kompostieranlagen. Den Abschluss bildet eine Lage aus Gartenerde vermischt mit Reifkompost. Ersatzweise kann man torffreie Pflanzerde nehmen. Wer es perfekt machen will, siebt noch einmal 1-2 cm Reifkompost darüber, so wie man geriebenen Käse auf der Lasagne verteilt.Wie dick müssen die Schichten sein?Die Schichten variieren je nach Höhe der Hochbeetkonstruktion. Das klassische Hochbeet hat 30 bis 40 Zentimeter dicke Lagen. In kleinen Tischhochbeeten muss man mit einer Drainageschicht und Pflanzerde auskommen. Die oberste Schicht sollte jedoch immer mindestens 15 Zentimeter stark sein. Bei einem Hochbeet mit Bodenanschluss kommt eine weitere Schicht dazu: Vor dem Aufstellen des Hochbeetes hebt man die Stellfläche etwa zehn Zentimeter tief aus und lockert den Gartenboden. Wichtig: Ein Hasendraht hält Wühlmäuse fern. Am wirkungsvollsten versperrt man den Nagern den Zugang, indem das Drahtgitter mit einer Maschenweite von fünf bis acht Millimeter in den Boden des Beetkastens einschraubt und zum Rand hin abschließt.Welche Materialien eignen sich für ein Hochbeet?Holz ist das gängigste Material für den Bau eines Hochbeetes. Imprägniertes Holz empfiehlt sich wegen möglicher Auswaschungen nur für Zierpflanzen. Hochbeete aus Holz sollten von innen mit einer Feuchtigkeitssperre ausgekleidet sein. Im Nutzpflanzenanbau verwendet man PE-Folien. Der Kunststoff Polyethylen kommt auch in der Lebensmittelverpackung und Trinkwasserversorgung zum Einsatz und ist absolut unbedenklich. Ideal sind Noppenbahnen. Sie hinterlüften das Holz. Ohne den direkten Erdkontakt wird es nicht angegriffen und hält länger. Eine nahezu unbegrenzte Lebensdauer haben Hochbeete aus Stein oder Beton. Denkbar sind auch verzinktes Blech oder Cortenstahl.Welche Maße sind sinnvoll?Hochbeete gibt es von der Weinkiste über den ausgedienten Reissack bis zum raumfüllenden, selbst gebauten Einzelstück. Während die Länge beliebig ist, hat sich für ein rückenschonendes Arbeiten, die Höhe von 80 Zentimeter für kleine Personen und bei sitzender Arbeitshaltung und bis 100 Zentimeter für stehendes Arbeiten von großen Personen bewährt. Bei einer Breite von 120 Zentimeter kommt man von beiden Seiten gut an das Beet.Kann man das Hochbeet über die Saison hinaus nutzen?Am Ende der Saison kann man die Ernte im Vergleich zu Gartenbeeten verlängern, weil der Boden länger warm bleibt. Hochbeete funktionieren wie ein Komposter. So lange es den Mikroorganismen warm genug ist, wandeln sie das organische Material in den unteren Schichten zu Humus um und geben es an die Pflanze ab. Bei der Zersetzung entsteht Wärme im Inneren. Typische Wintergemüse wie Grünkohl, Lauch und Pastinaken fühlen sich auf dem Hochbeet besonders wohl. Zudem lassen sich erhöhte Beete wie die Grundmauern eines Frühbeetkastens nutzen. Unter einem entsprechenden Aufsatz wachsen Feldsalat und Spinat geschützt weiter.Wie oft muss man Hochbeete nachfüllen?Durch die Verrottung sackt das Bodenniveau. Vor dem Saisonstart im Februar füllt man daher mit reifem Kompost oder Pflanzerde auf. Ein Komplettaustausch wird erst nach mehreren Jahren nötig, wenn sich auch die untersten Schichten zersetzt haben. Für den Neuaufbau wiederum, ist der November eine günstige Zeit.Extra: WARUM HOCHBEETE "IN" SIND

Hochbeete bieten einen kompletten Garten im Miniformat für jeden Platz. Selbst im urbanen Raum mit seinen ver siegelten Flächen kann der Traum vom selbst angebauten Gemüse so Wirklich keit werden. Das Ganze lässt sich auch noch architektonisch einsetzen, wenn man die Kisten und Kästen als Raumteiler nutzt. Das Gemüse wächst schneller, häufig kräftiger und früher heran. Denn Sonnenstrahlen wärmen die hohen Wände schneller auf als die Erde im Boden. Nässe durch Tau- oder Regenwetter fließt durch den geschichteten Aufbau besser nach unten ab. Küchenabfälle gelangen zurück in einen Kreislauf, den man selbst kontrollieren kann. Beim Verrotten entsteht Wärme und eine tiefgründige Humusschicht wie von selbst. Auch die Arbeit geht leichter von der Hand. Man muss sich weder bücken noch hocken. Krank heiten und Schädlinge hat man fast schon auf Augenhöhe besser im Blick und kann schneller reagieren.Extra: WARUM HOCHBEETE "IN" SIND

Wer sein Hochbeet selbst konstruieren will und die wichtigsten Grundlagen des Nutzgärtnerns auf hohem Niveau sucht, findet im BLV Ratgeber "Hochbeete" von Siegfried Stein und Gernot Kosok-Pokorny gute Tipps. 2. Auflage, 2016, ISBN 978.3-8354-1538-6, 12,99 Euro, Viel Information über das praktische Gärtnern von Monat zu Monat liefert Susanne Nüsslein-Müllers Ratgeber "Hochbeet Gärtnern". Ebenfalls BLV-Verlag, 2. Auflage, 2016, ISBN 978-3-8354-1549-2, 12,99 Euro.

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