Licht und Schatten in allen Branchen

Handel und Handwerk aus der Region Trier blicken aufmerksam ins Großherzogtum. Denn die regionale Wirtschaft hängt auch von der luxemburgischen Konjunktur ab. Rund 28 000 Pendler arbeiten in Luxemburg. Wie sieht es mit der Wirtschaft im "Ländchen" aus?

Luxemburg. (hw) Die Insolvenzen in Luxemburg sind im ersten Halbjahr sprunghaft gestiegen: Gegenüber dem gleichen Zeitraum 2008 ist die Zahl der Konkursanträge in Luxemburg von 285 auf 353 gewachsen. Das ist ein Plus von 23,86 Prozent. Doch der Chef von Creditreform Luxemburg, Herbert Eberhard, relativiert die Zahlen. Die Wirtschaftsauskunftei verfolgt seit rund zehn Jahren die Entwicklung bei den Nachbarn und macht regelmäßig Insolvenz-Analysen. "Das erste Halbjahr 2009 ist keinesfalls der Ausreißer. Nur war 2008 eben ein besonders gutes Jahr", sagt Eberhard. Dabei wurden sogar 380 Insolvenzen registriert.

"Die Situation ist nicht dramatisch", so der Spezialist. Zwar mussten in der Region Trier im gleichen Zeitraum nur knapp 80 Firmen Insolvenzantrag stellen. Doch auch dieser große Unterschied sei nichts Besonderes. "Die Wirtschaft in Luxemburg hat eine ganz andere Dynamik. Pro Jahr gibt es dort rund 6000 Firmengründungen, in der Region Trier sind es nur 500", erklärt Eberhard. Und: Die Pleiten treffen nicht nur einzelne Branchen. "Es gibt Licht und Schatten durch alle Wirtschaftszweige hindurch", sagt der Creditreform-Chef.

Doch dass die Wirtschaft in Luxemburg anders tickt als bei uns, zeigt sich im Alter der "Pleite-Unternehmen". Während in Deutschland vor allem Unternehmen in den ersten Jahren nach der Gründung Gefahr laufen, unter die Räder zu kommen, gehen im Großherzogtum gestandene Firmen pleite. Rund 60 Prozent der Konkurse betreffen Betriebe, die länger als zehn Jahre am Markt sind", sagt Herbert Eberhard. Besonders betroffen sind Dienstleistungsunternehmen (rund 56 Prozent) und Handel (etwa 33 Prozent). Die höchsten Steigerungsraten gab es allerdings im Bau und im Handel. Nach 16 Firmen im ersten Halbjahr 2008 mussten nun 30 Bau-Firmen Konkursantrag stellen, im Handel stieg die Zahl sogar von 57 auf 117 Pleiten an. In der Dienstleistungsbranche ging die Insolvenzzahl leicht von 207 auf 199 zurück.

Auch der Blick auf den luxemburgischen Arbeitsmarkt zeigt Licht und Schatten. Im Juni stieg die Arbeitslosenquote leicht auf 5,5 Prozent (Region Trier: 4,5 Prozent). Zum ersten Mal seit langer Zeit fiel auch die Zahl der Beschäftigten im Großherzogtum auf 217 947. Auf der anderen Seite meldeten weniger luxemburgische Firmen Kurzarbeit an. "Die Stimmung bei den Unternehmen hat sich aufgehellt", sagte der luxemburgische Wirtschaftsminister Jeanot Krecké.

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