Nicht für alle wird es billiger

Nach oben, nach unten? Verwirrung um die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen. Was kommt auf die Versicherten zu, wenn ab 2009 der Gesundheitsfonds mit einheitlichen Beiträgen für alle Kassen gilt? Der TV hat nachgefragt.

Trier. "Es wird billiger", sagt der Chef der AOK Rheinland-Pfalz, Walter Bockemühl. "Es wird für viele Versicherte teurer", heißt es bei der Techniker Krankenkasse (TK). "Man kann noch gar nichts sagen", verlautet es bei der IKK Südwest Plus. Die Verwirrung ist groß. Hintergrund: Ab 2009 startet der Gesundheitsfonds. Dahinein fließen die Beiträge aller gesetzlich Versicherten. Der Fonds verteilt diese dann nach einem Schlüssel an die Krankenkassen. Bislang weiß keiner Bescheid

Das funktioniert jedoch nur, wenn die Kassenbeiträge einheitlich sind. Und genau darum dreht sich die aktuelle Diskussion: Wie hoch werden die Beiträge ab 2009 sein? Keiner weiß das bislang. Im September soll - abhängig von der Finanzlage der Kassen - entschieden werden, wie hoch der künftige Beitragssatz sein wird. Derzeit liegt der durchschnittliche Beitrag für die gesetzlichen Krankenversicherungen bei 14,9 Prozent. Es wird damit gerechnet, dass ab 2009 auf jeden Fall eine 15 vor dem Komma stehen wird, einige Experten, wie der Chef der Barmer, Johannes Vöcking, gehen sogar davon aus, dass der Beitragssatz im nächsten Jahr bei 15,5 Prozent liegen wird. "Alles reine Spekulation", sagt Roland Spengler, Sprecher IKK Südwest Plus. Verständlich, dass man gerade bei der als Billigkasse verschrienen Innungskasse die Diskussion kleinreden will. Mit einem Beitragssatz von 13,3 Prozent liegt die IKK deutlich unter anderen Kassen. Eine Beitragsanhebung würde logischerweise die IKK-Versicherten härter treffen als etwa die der AOK. 15,5 Prozent beträgt bei der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Rheinland-Pfalz derzeit der Beitragssatz. Mit Einführung des Gesundheitsfonds würden die AOK-Versicherten also nicht zusätzlich zur Kasse gebeten. AOK-Chef Bockemühl geht sogar davon aus, dass seine 700 000 Mitglieder entlastet werden und dass sich der künftige Beitragssatz um den derzeitigen Durchschnitt von 14,9 Prozent herum bewegen wird. "Das bedeutet eine spürbare Beitragsentlastung für die AOK-Versicherten", sagt Bockemühl. Die Techniker Krankenkasse erwarte auf jeden Fall "eine 15 vor dem Komma", sagt deren Sprecherin Dorothee Meusch. Derzeit beträgt der Beitragssatz bei der TK 13,8 Prozent. Doch selbst wenn der einheitliche Beitragssatz ab 2009 deutlich höher sei als der heutige Beitrag, bedeute das nicht, dass die Versicherten mehr bezahlen müssen, sagt IKK-Sprecher Spengler. Beides möglich: Erstattung oder Zusatzbeitrag

Es gebe schließlich ab 2009 die Möglichkeit der Beitragserstattung. Offenbar geht man bei der IKK davon aus, dass die finanzielle Lage der Kasse es zulässt, die Mitglieder über Erstattungen zu entlasten. Kassen, die mit den durch den Gesundheitsfonds zugewiesenen Beiträgen nicht auskommen, haben im Gegenzug die Möglichkeit, Zusatzbeiträge von ihren Versicherten zu erheben. Gerade erst hat die IKK Südwest Plus darüber ein Verfahren vor dem Landessozialgericht in Mainz gegen die AOK Rheinland-Pfalz gewonnen. Danach darf die Ortskrankenkasse nicht mehr behaupten, dass ab 2009 alle Krankenkassen den gleichen Beitragssatz haben. Laut den Richtern muss die AOK bei ihrer Werbung auch auf die Möglichkeit von Zusatzbeiträgen oder Beitragserstattungen hinweisen. Fest steht: Die Verwirrung um den Gesundheitsfonds und darüber, ob er wie geplant starten wird, wird noch ein paar Monate anhalten. Solange werden die Kassen je nach derzeitigem Beitragssatz den Fonds herbeisehnen oder verteufeln.

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