Routine wie Zähneputzen

Den Sport fürs Leben finden die wenigsten im Jugendalter. Heidi Schneider begann als 25-Jährige mit dem Jogging - nach Jahren als Gesundheitssportlerin gewann sie kürzlich vier Europameistertitel bei den Seniorinnen.

 Heidi Schneider aus Ralingen ist Senioren-Europameisterin und hat mehr als ein Jahrzehnt Laufen als Gesundheitssport betrieben. TV-Foto: Holger Teusch

Heidi Schneider aus Ralingen ist Senioren-Europameisterin und hat mehr als ein Jahrzehnt Laufen als Gesundheitssport betrieben. TV-Foto: Holger Teusch

Ralingen. Ihre fast tägliche Laufeinheit möchte Heidi Schneider nicht missen: Raus aus der Haustür und rauf auf den Sauertal-Radweg. "Schon allein um Zeit zu sparen, laufe ich von der Haustür los", sagt die 51-Jährige aus Ralingen. Heidi Schneider optimiert damit die Vorteile des Ausdauersports, der nach wie vor als die effektivste Möglichkeit zur Stärkung des Herz-Kreislauf-Systems gilt: Bereits mit relativ geringem Zeitaufwand von dreimal wöchentlich 30 Minuten erzielt man einen Trainingseffekt.Der Anfang: Jogging über fünf Kilometer

Mittlerweile ist Heidi Schneider bei den über 50 Jahre alten Seniorinnen viermalige Europameisterin, sie hält den deutschen Rekord über Halbmarathon in dieser Altersklasse und hat schon etliche nationale Meistertitel nach Hause gebracht. Doch angefangen hat sie mit 25 Jahren als Gesundheitssportlerin mit drei- bis viermaligem Jogging über fünf Kilometer. Es dauerte sechs Jahre, bis Heidi Schneider sich an Wettkämpfe wagte. Und von großen Erfolgen konnte zunächst jahrelang keine Rede sein. "Erst ab 1994 wurde ich schneller." Nicht zuletzt aufgrund der Erfahrung ihrer ersten Laufjahre sagt sie: "Das Schöne am Laufsport ist, dass sich alle in das Abenteuer wagen können." Die Ziele können ganz nach dem individuellen Leistungsvermögen gesetzt werden. Für manchen sind es Siege oder vordere Platzierungen bei Wettkämpfen. Andere orientieren sich an ihren persönlichen Bestzeiten und wollen diese verbessern. Eine gewisse Distanz zu Fuß zurück zu legen, ist oft ein Ziel.Am Anfang steht der erste Kilometer, der nur im Laufschritt zurückgelegt wird. Dann erobert man sich Schritt für Schritt die nähere und weitere Umgebung, lernt dabei die Natur kennen und ist an der frischen Luft. Dabei sei die Regelmäßigkeit wichtig, sagt Heidi Schneider. Über Jahre bringe tägliche Bewegung Zinsen wie gut angelegtes Geld. Die stattlich geprüfte Sportlehrerin hat das in den von ihr betreuten Senioren- und Herzsportgruppen beobachtet: "Die Fittesten sind diejenigen, die sich ein Leben lang bewegt haben, ohne Extrem- oder Leistungssport betrieben zu haben." Eine gewisse Routine helfe, im Training zu bleiben.Wenn die Bewegung so wie Zähneputzen in Fleisch und Blut übergegangen sei, habe man kaum Motivationsprobleme. Dabei müsse es nicht jedes Mal Spaß machen, wenn man die Laufschuhe schnüre. Aber spätestens, wenn man unter der Dusche stehe, fühle man sich richtig wohl. Diese Erfahrung könne einem aber niemand abnehmen. "Die muss man selber machen", sagt Heidi Schneider. Laufen in der Gruppe

Obwohl sie meist alleine läuft, genießt die Ralingerin das Gruppenerlebnis beim sonntäglichen Lauftreff: "Ich bin jedes Mal froh, wenn ich mit einer Gruppe laufen kann." Anfänger sollten sich auf jeden Fall einer Gruppe anschließen. Außer Lauftreffs gebe es mittlerweile auch viele andere Möglichkeiten, unter fachkundiger Anleitung mit Gleichgesinnten Sport zu treiben. Die psychologischen Vorteile schöpft man dagegen eher allein aus. "Beim Laufen lösen sich Probleme nicht, aber man ist vom Druck befreit. Man kann alles angehen und man geht alles an. Man lernt zu kämpfen", sagt Heidi Schneider.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort