Schlau, wütend, zappelig

Immer mehr Kinder sind verhaltensauffällig. Das sagen die drei Experten, die besorgten Eltern mit Rat am Mittwochnachmittag am TV-Telefon zur Seite gestanden haben.

Trier. (kat) Hausaufgaben, Fingernägelkauen oder Verhaltens-Störungen: Bei der TV-Telefonaktion haben Leser drei Experten Fragen zu ihren verhaltensauffälligen Kindern gestellt. ? Unser fünfjähriger Sohn hat eine klassische Tic-Störung. Ich und auch meine Mutter haben eine Tic-Störung. Was soll ich tun?Dr. med. Annemarie Hinkeldey, Ärztin für Kinder und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie, Trier: Solange Ihr Sohn nicht darunter leidet, können Sie die Tic-Störung auf sich beruhen lassen. Das ist in diesem Alter häufig. ? Mein vierjähriger Sohn hat Konzentrations-Störungen. Sollte ich ihm Medikamente geben? Dr. med. Annegret Seider, Kinder- und Jugendärztin, Trier: Nein, nur in Ausnahmefällen sollten Medikamente schon vor Schul-Eintritt gegeben werden. ? Meine 13-jähriger Sohn kaut öfter Fingernägel. Ist das eine Tic-Störung oder ein Zwang?Dr. med. Annemarie Hinkeldey: Es handelt sich weder um eine Tic-Störung noch um einen Zwang. Fingernägelkauen zählt im weitesten Sinne zu den Verhaltensstörungen. Grundsätzlich wird es nicht als organische Krankheit eingestuft oder als etwas, das therapiert werden muss ? Unser Sohn leidet an einer hyperkinetischen Störung und nimmt Medikamente. Jetzt ist unser Kinderarzt für ihn zuständig, aber er kann die Medikamente nicht anpassen. Ist eine Anpassung überhaupt notwendig?Annemarie Hinkeldey: Ja, immer wenn sich die Lebenssituation oder der Körper verändert, Ihr Sohn schwerer oder größer wird. Suchen Sie einen Kinderarzt auf, der die Betreuung hyperkinetischer Kinder übernimmt, einen Kinder- oder Jugendpsychiater oder wenden Sie sich an die Ambulanzen in den Kliniken. ? Ich weiß nicht mehr weiter. Mein Sohn ist 14 Jahre alt und ist oft aggressiv und hyperaktiv. Sein Vater ist suchtkrank und ´lebt nicht bei uns. Trotz seiner großen Begabung hat mein Sohn nur schlechte Noten. Sollten Medikamente eingesetzt werden?Dr. med. Lydia Kunze, Kinder- und Jugendärztin, Prüm: Der schulische Miss-Erfolg macht das Leben Ihres Sohnes neben den anderen Problemen schwer. Von daher wäre der Einsatz von Medikamenten versuchsweise angebracht. Aber darüber hinaus sollten Sie sich Hilfe in Beratungsstellen holen. ? Die Hausaufgaben-Situation am Nachmittag ist bei uns grauenvoll. Meine Tochter ist acht Jahre alt und bettelt den ganzen Nachmittag um Hilfestellungen.Dr. med. Lydia Kunze: Es ist wichtig, dass Sie Grenzen setzen. Dann wird sich der Nachmittag für beide erfreulicher gestalten. Sie können Ihre Familien-Aufgaben wahrnehmen, und Ihre Tochter lernt Arbeitsstrategien, um die Hausaufgaben alleine zu bewältigen, und sie wird selbstständiger.

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