Schwieriger Wiedereinstieg

Sie hatten einen guten Job, waren zufrieden. Doch nach der so genannten Familienphase haben es vor allem Akademikerinnen wieder schwer, in den Beruf einzusteigen. Arbeitgeber unterschätzten die Fähigkeiten von Müttern, sagt die Trierer Manager-Trainerin Anja Jeffries.

 Viele Firmen trauen Frauen den Spagat zwischen Familie und Job nicht zu. Foto: dpa

Viele Firmen trauen Frauen den Spagat zwischen Familie und Job nicht zu. Foto: dpa

Trier. "Ich führe ein sehr erfolgreiches, kleines Familienunternehmen." Der Werbespruch des Wuppertaler Staubsaugerherstellers Vorwerk wurde mittlerweile zum Kult. Immer mehr Hausfrauen und Mütter antworten damit schlagfertig auf die Frage, was sie denn so beruflich machen. Im modernen Manager-Deutsch würde man ihre Aufgaben mit Multitasking umschreiben, sie müssen ständig mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen. Eine Anforderung, die im Berufsleben als besondere Fähigkeit angesehen wird. "Den Alltag in der Familie zu bewältigen, erfordert Managerqualitäten, wie sie in jedem Führungskräfte-Handbuch beschrieben sind: Neben der erforderlichen Fachkenntnis sind Belastbarkeit, Einsatzfreude, Menschenführung und Verhandlungsgeschick ebenso gefragt wie die Fähigkeit, in allen Lagen die Übersicht zu behalten und viele Dinge gleichzeitig zu tun", beschreibt Vorwerk-Sprecher Jürgen Hardt Hausfrauen-Qualitäten und fordert zugleich, den Vollzeit-Job in Familienmanagerin umzubenennen. Trotzdem scheinen noch immer viele Arbeitgeber der Meinung sein, dass Mütter wenig belastbar sind. Immer wieder stießen Frauen nach der so genannten Familienphase beim Berufseinstieg auf Widerstände, sagt Anja Jeffries, Manager-Trainerin aus Trier. Sie hätten Angst, ein Risiko einzugehen, weil sie die Frauen für nicht belastbar hielten, sagt auch die Psychologin Monika Wagener-Wender. Doch nicht nur bei den Arbeitgebern gebe es diese "Mauer im Kopf", auch die Frauen selbst würden ihre Qualitäten unterschätzen. Folge: Sie verkauften sich unter Wert. "Nicht selten arbeiten hoch qualifizierte Akademikerinnen nach dem Wiedereinstieg als unterqualifizierte Sachbearbeiterinnen", sagt Jeffries. Dabei seien Frauen mit Kindern geradezu prädestiniert für Führungsaufgaben, glaubt die Psychologin Wagener-Wender. Einem Arbeitgeber könne nichts besseres passieren, als eine hoch qualifizierte Mutter einzustellen. Unternehmer müssten nur endlich den Mut haben, auch mal quer zu denken und guten Willen zeigen, nicht nur die negativen Seiten der Einstellung von Müttern (eventuell Ausfall wegen Krankheit der Kinder) zu sehen. "Da muss noch viel Überzeugungsarbeit geleistet werden", sagt Jeffries. Zusammen mit Monika Wagener-Wender bietet sie daher Bewerbertrainings für Akademikerinnen an, die zurück in den Beruf wollen (Infos unter: 0651/99116570, der nächste Workshop beginnt am 14. Juli an der Fachhochschule Trier). Ziel sei es, Frauen darin zu unterstützen, die in der Familie erworbenen Fähigkeiten in berufliche Kompetenzen umzusetzen.

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