Selbstgemachtes aus dem Garten

IGEL-Liersberg · TV-Garten im August: Wer heute Obst und Gemüse konserviert, tut das nicht aus der Not heraus, sondern aus purer Lebenslust.

IGEL-Liersberg Die Tomaten färben. Die Bohnen reifen. Die Zwiebeln stehen kurz vor der Ernte. Im Nutzgarten beginnen die spannendsten Wochen des Jahres. Für Gabriela Welsch aus Igel-Liersberg ist es der Moment, die Früchte aus dem Garten in ideenreichen Kreationen zu verarbeiten und den Geschmack des Sommers über die Saison hinaus einzufangen. Damit geht es ihr wie immer mehr Kreativen, die ihre Liebe zum "Selbermachen" entdecken.
"Liersberger Landlust" lautet der bezeichnende Name für Chutneys, Liköre, Gelees und andere Leckereien, die Gabriela Welsch mit viel Liebe aus dem Obst und Gemüse in ihrem Garten in Liersberg zubereitet. Der Spaß am Selbermachen kam vor vier Jahren. "Es sollte ein Ausgleich zum stressigen Beruf sein", sagt die Architektin. Auf der Suche nach einer erfüllenden Freizeitbeschäftigung entdecken immer mehr Menschen ihren grünen Daumen.
Der menschliche Grundantrieb des Jagens und Sammelns oder Suchens und Gestaltens liegt uns schon rein evolutionsbedingt im Blut, sagen Experten. Doch im Bürojob hält man am Ende des Tages oft nichts Konkretes in den Händen. Unter dem grünen Daumen dagegen reifen handfeste Kohlrabi und ganze Salatköpfe heran. Eingeweckt, angesetzt und getrocknet kann man die Früchte der eigenen Hände Arbeit sogar noch über Monate schmecken. Seit Vorratshaltung kein Muss mehr ist, kann man dessen kreative Seite ausleben.
Gabriela Welschs neuestes Experiment ist ein Rapswürzöl, das sie mit geräuchertem Paprika verfeinert hat. "Ideal zum Barbecue", meint die Gestalterin. Angefangen hat ihre Leidenschaft mit gedörrtem Obst. Ihr Wohnhaus - 2015 für vorbildliches Bauen im ländlichen Umfeld prämiert - steht inmitten einer Streuobstwiese. Äpfel, Birnen, Mirabellen, Kirschen, die nicht frisch verzehrt werden, landen im Dörrgerät.
"Im Garten kommt ja oft alles auf einmal", sagt die Liersbergerin. Alle Überschüsse einfrieren wollte sie nicht mehr. Und dann war da noch die Unzufriedenheit über die gekauften Gemüsebrühen: "Die haben mir nie richtig geschmeckt." Jetzt bestimmt sie die Zutaten selbst und genießt es, zu wissen, was drin ist. Brokkoli, Paprika, Lauch und Petersilienwurzel trocknen gerade in den acht Etagen des Dörrgerätes. In die mediterrane Variante kommen Zucchini, Auberginen und Tomaten. Für Hobbygärtner hat sie einen Tipp: "Wenn die Tomaten nicht reifen wollen, lege ich das Fallobst der Äpfel drunter". Das ausströmende Gas der Äpfel treibt den Tomaten die Reifefarbe in die Früchte. In ihre selbst gemachte Gemüsebrühe kommen geröstete Zwiebeln und Möhren. An Kräutern gehören Liebstöckel und Petersilie zum Grundstock. Wie lange welche Pflanzen zum Trocknen brauchen, musste Gabriela Welsch ausprobieren. "Am schnellsten geht Lauch", weiß sie aus Erfahrung. Beim Liebstöckel achtet sie darauf, Blätter und Stiel getrennt im Dörrgerät zu trocknen: "Bleibt nur ein kleines Stück Stiel mit an den Blättern, trocknet das viel langsamer als die Blätter."
Das erworbene Wissen beruht auf Erfahrungswerten, die keine theoretische Weisheit ersetzen kann. Eigenes Entdecken und Tun erfüllt mit Stolz. So bringt auch das Ausprobieren Spaß: "Wenn ich die Gemüsebrühe zubereite, trinke ich schon mal einen Liter, bis die Mischung stimmt", sagt die Tüftlerin lachend. Zuvor hat sie alle getrockneten Zutaten im Mixer, der in diesem Fall der Zauberstab ist, zerkleinert. Anschließend werden sie in der Kaffeemühle gemahlen und mit Meersalz, Zitronenschalenabrieb und getrockneten Pilzen abgeschmeckt. Viel Aufwand sei das schon, gibt die "Handarbeiterin" zu. Aber es lohne sich.
Durch die Beschäftigung mit den Nahrungsmitteln aus dem eigenen Garten hinterfrage man die Ernährung. "Die Pflanzen haben ja alle tolle Inhaltsstoffe", begeistert sich Gabriela Welsch. Überall sei die Rede von Superfood, das aus aller Herren Länder komme. "Dabei haben wir alles selber vor der Haustür", meint die Liersberger Landlust-Frau. Und so werten auch in diesem Jahr die Vitamin-C reichen Johannisbeeren den Balsamico-Essig auf.
Extra: LIERSBERGER LANDLUST


(kf) Ihre handgefertigten Produkte aus dem eigenen Garten bietet Gabriela Welsch über den Sommer freitags auf dem Trierer Wochenmarkt am Stand ihrer Tante an. Auch die verkauft dort saisonal Obst aus ihrem eigenen Garten in Liersberg. "Was nicht verkauft wird, verwerte ich auch schon mal in der Liersberger Landlust", sagt die Nichte. So wird neben dem regionalen Aspekt auch die Nachhaltigkeit großgeschrieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort