Steinreiche Gärten mit Pflanzenvielfalt

Das Gießkannenschleppen wird zur Last, die Wasserrechnung steigt, und wer im Sommer in Urlaub fahren will, fragt sich, ob er den Garten überhaupt so lange sich selbst überlassen kann. Hier bietet der Kiesgarten eine Lösung. Er ist nicht zu Verwechseln mit einer Steinschüttung.

Steinreiche Gärten mit Pflanzenvielfalt
Foto: Kathrin Hofmeister (kf) ("TV-Upload Hofmeister"

Nie mehr Gießen! Dieser Wunsch ist häufig Ausgangspunkt für einen Kiesgarten. Wer dabei jedoch an monotone Kies- und Schotterflächen denkt, wird überrascht sein, wie bunt und trotzdem pflegeleicht die zeitgenössische Variante eines Steingartens sein kann. Im Kiesgarten werden ausschließlich Trockenheit liebende Pflanzen verwendet. Sie blühen oft in besonders intensiven Farben. Man kennt das aus mediterranen Gegenden: Das Klima ist heiß, der Boden steinig, aber die Blumen strahlen in leuchtenden Farben. Selbst das Blattwerk trägt andere Töne als das bekannte Grün. Behaart, meliert und von einem Blaugrau überzogen, wirft das Laub die Sonnenstrahlen zurück und schützt sich vor Verdunstung. Der Kiesgarten gibt damit eine Antwort auf veränderte Umweltbedingungen. "Zuwenig Wasser" für ein klassisches Blumenbeet, beklagte Beth Chatto schon Anfang der 1990er Jahre. Die Engländerin gilt als "Mutter der Kiesgärten", ihr Paradies in Kies hat Vorbildfunktion. Doch man muss nicht bis ins Königreich der Gärten reisen, um sich Anregungen zu holen. Garten der Sinne in Merzig

In unmittelbarer Nähe liegt mit dem Garten der Sinne im saarländischen Merzig ein inspirierender Schaugarten vor der Haustür. "Was aus der Ferne im hellen Licht wie ein bunter Teppich aussieht, entpuppt sich bei näherer Betrachtung als ein Zusammenspiel vieler kleiner Wunderwerke", beschreibt Hella Kreiselmeyer das Konzept. Die Initiatorin der Gärten ohne Grenzen im Dreiländereck Saar-Lor-Lux hat den Kiesgarten vor 15 Jahren entworfen. Unterschiedliche Wuchsformen, Höhen und Strukturen wecken die Neugier. Unter den geeigneten Stauden und Halbsträuchern finden sich auffällig viele Bienen- und Insektennährpflanzen. Das Summen in den Blüten ist aber nicht das einzige Kennzeichen einer Gartengestaltung, die vitalisierend wirkt. Kiesgärten wollen erlebt werden. Dazu sind sie als begehbare Landschaft angelegt. Die Pflanzen stehen in Inselbeeten. Kieswege umspülen sie. Wer Spaß am Interpretieren hat, sieht in den Kiesflächen mehr als Schüttungsmaterial. In der asiatischen Gartengestaltung stehen Kieselsteinchen für das Element Wasser. Echtes Wasser braucht ein Kiesgarten nur im Jahr der Pflanzung. Damit der Trockenstandort zukunftsfähig bleibt, muss die Bodenvorbereitung stimmen: Als Erstes befreit man die Fläche von Unkraut und trägt die oberste Bodenschicht ab. Die Kieswege lassen sich durch Metallschienen von den Pflanzinseln trennen. Für die Beete wird der Mutterboden abgemagert. Dazu eignen sich Kalksplitt, Lavagrus, Kies oder Schotter. Bevor der Oberboden wieder aufgetragen wird, lockert man den Untergrund. Situationsbedingt kann eine Drainage notwendig sein. Obenauf liegt eine etwa 5 cm dicke Kiesschicht. Die Pflanzen erfüllen auf der gekiesten Fläche die Funktion, die ein Teppich im Wohnraum hat. Sie verschönern ihn.Extra

 Trockenheit liebende Sonnenstauden wie die Distelart des Kleinen Mannstreu locken im Kiesgarten Insekten an.

Trockenheit liebende Sonnenstauden wie die Distelart des Kleinen Mannstreu locken im Kiesgarten Insekten an.

Foto: Kathrin Hofmeister (kf) ("TV-Upload Hofmeister"

Der Kiesgarten ist einer von elf beispielhaften Gartenteilen innerhalb des Gartens der Sinne im saarländischen Merzig. In der Sommersaison ist er Dienstag bis Sonntag von 9 bis 19 Uhr geöffnet. gaerten-ohne-grenzen.de

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