Studieren in Trier: Mit Baby zum Bachelor

Trier · Studierende mit Kind meistern den Spagat zwischen Lernen und Windelwechseln: Louisa, Lisa und Mario erzählen, warum das Kinderkriegen während der Studienzeit auch viele Vorteile mit sich bringt.

 Eltern und Kinder der Krabbelgruppe Flohzirkus an der Uni Trier. Studierende betreuen ihre Kinder gegenseitig. Foto: Katja Bernardy

Eltern und Kinder der Krabbelgruppe Flohzirkus an der Uni Trier. Studierende betreuen ihre Kinder gegenseitig. Foto: Katja Bernardy

Trier. "Für mich ist Studieren mit Kind normal, weil ich es nicht anders kenne", sagt Louisa (19). Ihr Sohn Finn ist zweieinhalb Jahre alt und spielt in der Uni-Krabbelgruppe Flohzirkus, während die Mama ein paar Meter weiter im Hörsaal Jura studiert. Für die Drittsemesterstudentin ist es die größte Selbstverständlichkeit, das Büffeln für die Uni dem Schlafrhythmus ihres Söhnchens anzupassen. "Diejenigen, die den größten Aufstand ums Studieren mit Kind machen, haben meist selbst keine", sagt sie.TV-Serie Studieren in Trier


Mit Finn zu studieren, empfindet Louisa nicht als belastend, "sondern im Gegenteil, es ist bereichernd". "Ich verplempere meine Zeit nicht mit Dingen, wie schlafen bis mittags, sondern plane sinnvoll", sagt die Mutter. Partys seien noch nie so ihr Ding gewesen und mit Kind könne sie trotzdem tolle Dinge machen. Zudem habe sie als Studentin summa summarum sechs Monate im Jahr frei - viel Zeit um sich um Finn zu kümmern. "Welcher Arbeitnehmer hat das?", stellt sie die sich selbst beantwortende Frage. Und wenn ihr Sohn krank sei, bleibe sie zu Hause und hole den Stoff nach. Die Alleinerziehende finanziert ihren Lebensunterhalt mit Hilfe des Unterhalts, den ihre Eltern ihr fürs Studium zahlen, dem Unterhalt, den der Vater für den Sohn zahlt, mit Kinder- und Wohngeld. Sie wohnt in einer speziellen Wohnung für Studierende mit Kind in einem Studentenwohnheim. Louisa kommt gut über die Runden und nimmt etwa Kids for free in Anspruch. Kids for free ist ein Angebot des Studierendenwerks. Es bedeutet, dass Kinder in Begleitung eines studierenden Elternteils bis zum elften Lebensjahr gratis in der Mensa essen können. Louisa hat ihr Leben mit Finn gut organisiert und ihr Studium hat bis heute nicht gelitten. "Ich bin genauso weit wie meine Kommilitonen", sagt sie. Auch Lisa (26) sieht die Studienzeit als günstigen Zeitpunkt, um Familie zu gründen. Vor siebeneinhalb Monaten kam Sohn Arjan zur Welt. Die Medienwissenschaften- und Pädagogikstudentin hat vergangenes Sommersemester ausgesetzt. "Während der Babyphase hatte ich keinen Kopf fürs Studium", sagt die Bachelorstudentin. Erst als der Alltag mit Kind sich eingespielt hatte, habe sie das "andere Leben" wieder wahrgenommen und gewollt. Vor zwei Wochen hat sie Arjan im Flohzirkus eingewöhnt. Zwanzig Stunden kann sie ihn dort von anderen Studierenden mit Kind betreuen lassen, im Gegenzug übernimmt sie vier Stunden Betreuungsarbeit. Lisa lebt mit Arjans Vater zusammen. Der Familienvater arbeitet Vollzeit als Gärtnermeister. Finanziell muss sie sich keine Sorgen machen. "Wenn ich in den Beruf starte, habe ich den Babywunsch nicht mehr im Nacken", sagt sie. Ein Plus, mit dem sie glaubt, beim Arbeitgeber punkten zu können. Mario (33) studiert im elften Semester Informatik und hat sich vor kurzem von der Mutter seiner Tochter Dayana getrennt. Im täglichen Wechsel lebt das 20 Monate alte Mädchen mal bei ihm, mal bei der Mutter. Dass sich Marios Abgabetermin für die Masterarbeit etwa um drei Monate nach hinten verschieben wird, nimmt er gerne in Kauf. "Dafür habe ich eine kleine süße Tochter", sagt der Student. Laut Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks gehören Louisa, Lisa und Mario zu den fünf Prozent der Studierenden in Deutschland, die den Spagat zwischen Hörsaal und Windelwechseln meistern.
Das Online-Dossier zur Serie:

volksfreund.de/studiumExtra

Unmittelbar in der Nähe zum Campus der Uni Trier befinden sich die Kita im Treff und die Krabbelstube Flohzirkus. An der Hochschule Trier befindet sich auf dem Campus eine Kindertagesstätte. In der Kindertagesstätte Alt Tarforst stehen für Bedienstete und Studierende der Uni Belegplätze zur Verfügung. Zu flexiblen Betreuungsangeboten zählen die Notfallbetreuung und das Eltern-Kind-Arbeitszimmer, das studierende und beschäftigte Eltern gleichermaßen nutzen können. Für Kinder von Bediensteten und Studierenden gibt es in den Sommerferien eine Betreuung für Kinder im Kindergarten- und Grundschulalter. Weitere Infos erhalten Studierende unter www.studiwerk.de Klicken Sie den Hilfe-Button an, dann Unterstützung. Dort finden Sie Angebote von einem Startup-Set, es beinhaltet unter anderem einen Zuschuss zur Erstausstattung bis hin zum Angebot Eltern-Kind-Frühstück. Übrigens: Die Uni ist als familiengerechte Hochschule zertifiziert. Auch die zentrale Studienberatung und das Frauenbürostudi helfen weiter, wenn sich Nachwuchs ankündigt oder da ist. kat

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