Tipps vom Profi für perfektes Garten-Erleben

Im September beginnt die klassische Pflanzsaison und mit ihr die beste Zeit, neu- oder umzugestalten. Eine Meisterin der Gestaltung ist die renommierte Landschaftsarchitektin Christine Orel.

 Rasenstufen führen zur Terrasse. Der Bereich am Haus wird durch ein Hochbeet gegliedert. TV-Foto: K. Hofmeister

Rasenstufen führen zur Terrasse. Der Bereich am Haus wird durch ein Hochbeet gegliedert. TV-Foto: K. Hofmeister

Foto: Kathrin Hofmeister (kf) ("TV-Upload Hofmeister"

Besuchern der Trierer Landesgartenschau 2004 auf dem Pe trisberg sind ihre Gärten der vier Elemente unvergesslich. Aktuell macht sie mit den Beetkompositionen in Dur und Moll in Bayreuth von sich reden. Der TV hat die gefragte Designerin nach Gestaltungstipps befragt.
Ein Garten soll ein Erlebnisraum sein. "Um ihn erlebbar zu machen, muss er bei mir sein", weiß Christine Orel und meint das ganz räumlich. Der Privatgarten der Familie Schneider im Rheinhessischen führt es vor Augen. Im letzten Jahr wurden die Außenanlagen rund um ein von Grund auf erneuertes Wohnhaus von ihr gestaltet. Der Bau ragte in der Mitte heraus. Höhen mussten angehoben werden. Das funktioniere am besten, wenn man "überall ein bisschen was wegnimmt", verrät die Gestalterin. "Ich nenne es Schneewittchen-Methode", sagt Orel und denkt an die Märchenfigur, die von jedem Tellerchen nascht und aus jedem Becherchen trinkt. So wird Gefälle stufenweise begradigt. An den Seiten gliedern erhöhte Beete den Raum. Eine Steigung vom Eingang an der Straße bis zum Wohnhaus zieht sie in die Länge. Am Rand des ausgedehnten Plattenweges läuft ein Blumenband mit. Die teils mannshohen Stauden gewinnen im Laufe der Saison an Höhe. Durch die lebendige Staffelung komme keine Langeweile auf.
Auf Gegebenheiten eingehen



Prinzipien wohltuender Proportionen sind die immergleichen. "Aber jeder Ort ist anders", weiß die Gartenfrau, deren Projekte sie deutschlandweit auf Gartenschauen führen und zu privaten Prestigeobjekten bis nach Italien. Am Anfang jeder Planung stehe daher die Frage nach den Gegebenheiten: "Wo bin ich, was kann ich aus der vorgefundenen Fläche machen", lautet die Grundfrage. Das passende Beispiel hat sie sofort parat: "Hier grenzt eine Steinmauer den Garten nach einer Seite ab. Sie bietet eine ländlich anmutende Kulisse für eine Rabatte im gleichen Stil." Auch die warmen Töne des Mauerwerks tauchen in den Blütenfarben wieder auf oder werden raffiniert verfremdet. Christine Orel ist eine Meisterin der Farbgestaltung. Im repräsentativen Hochbeet an der Terrasse harmonieren Rosa-Violett- und Blautöne mit diplomatisch eingefügtem Silbergrau. Vom Charakter sei das romantisch und erlaube den Luxus einer großen Pflanzenvielfalt.

Hinter der bewussten Wahl der Gewächse steht eine Gestaltungsweisheit: Durch die Ausstrahlung der Pflanzen lässt sich eine bestimmte Stimmung hervorrufen. Aber wie müssen Pflanzen aussehen für eine heitere oder elegante Atmosphäre? "Für eine heitere Stimmung eignen sich rundliche Formen", antwortet die Expertin. Farblich denke man als Erstes an kräftige, warme Gelb-Orange-Rot-Töne. Fröhlich könnten aber auch kühlere Farben mit hohem Rosa-Anteil und sehr viel Weiß wirken. Elegante Pflanzungen neigten von vornherein zu kühlen und zurückhaltenden Tönen.
Ruhepole einbauen



Was einer Pflanzung großen Wert verleihe sei aber nicht nur die Farbgestaltung. Mindestens ebenso wichtig ist das Spiel der Strukturen miteinander. Verwendet Christine Orel Stauden, deren Flor ein Beet wie die Schönaster in Blütenwolken hüllt, setzt sie daneben einen kerzenförmigen Ziest: "Damit die luftig-leichten Blumen nicht abheben", wie sie sagt. Eine andere Form der Gliederung hat sie im Garten der Familie Schneider mit der beliebten Hortensie Annabelle geschaffen.
Die weißen Blütenbälle sind Ruhepole. "Das gibt Rhythmus", weiß die Gestalterin. Schließlich sei die Gliederung einer Pflanzung so wichtig wie der Takt in der Musik. Ein spürbarer Rhythmus helfe dem Auge des Betrachters, sich zu orientieren.
Extra

Jede Pflanze hat einen natürlichen Standort. "Dieses ursprüngliche Verbreitungsgebiet lässt Rückschlüsse auf die Ansprüche im Garten zu", erklärt Christine Orel. Für sie ist der sogenannte "Lebensbereich" daher die Grundlage einer erfolgreichen Gestaltung. In Qualitätsgärtnereien werden die Lebensbereiche für jede Pflanze angegeben. Sie reichen von Gehölz und Gehölzrand über Beet, Freiflächen, Felssteppen und Steinanlagen bis zum Wasser. Beschrieben werden auch die Lichtverhältnisse und wie feucht oder trocken der Boden sein darf. Denn: Eine Pflanze für die Sonne hat unter Schatten-stauden nichts zu suchen, und eine Schwimmpflanze taugt nicht in Steinfugen. Stauden desselben Lebensbereichs dagegen teilen dieselben Standortansprüche. Meist passen sie daher auch von ihrem Charakter her gut zueinander. Das erleichtert das Kombinieren. kf

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort