Tüte aus Papier oder Plastik?

Europaweit soll der Verbrauch von Plastiktüten sinken. Das hat die EU-Kommission beschlossen.

 Susanne Umbach.Foto: Privat

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Foto: Stefan F. Saemmer (g_mehrw

Seit dem vergangenen Jahr nehmen in Deutschland immer mehr Einzelhändler Geld für Plastiktüten. Erfahrungen aus Irland zeigen, dass dieser Schritt etwas bringt: Dort sank der Verbrauch an Plastiktüten von über 300 Stück pro Person und Jahr auf nur noch 14 Tüten. Manches Geschäft hierzulande hat die "gute alte Plastiktüte" sogar vollkommen aus dem Sortiment genommen und setzt dafür ganz auf Papier. Doch bringt das wirklich Vorteile für die Umwelt? Papiertüten sind Plastikbeuteln nicht generell vorzuziehen, das zeigt die kritische Betrachtung der Verbraucherzentrale. Die Produktion jeder Tüte ist energieaufwendig. Für die Variante aus Papier wird sogar wesentlich mehr Energie verbraucht. Hinzu kommt die deutlich höhere Belastung von Luft und Wasser durch Stickoxide, Schwefeldioxide und andere Chemikalien, mit denen die Zellstofffasern behandelt werden müssen. Papiertüten schneiden nur dann ökologisch besser ab, wenn sie vollständig aus Recyclingmaterial bestehen und nicht etwa aus frischen Holzrohstoffen. Für eine Umweltbilanz zählt zudem, wie oft Produkte verwendet werden. Auch Papiertüten sind Ex- und Hopp-Produkte. Sie lassen sich sogar schlechter mehrfach verwenden als die stabilere Variante aus Plastik. Die Papiertüte kann allerdings dadurch punkten, dass sie sich in der Natur zersetzt, falls sie als wilder Müll in der Landschaft landet. Das ist ein Vorteil gegenüber Plastiktüten, denn Produkte aus Kunststoff sind chemisch sehr stabil. Sie zerfallen nur in immer kleinere Teilchen, bis sie zu Mikropartikeln beziehungsweise Mikroplastik werden. Welche Folgen dies für Natur und Menschen haben kann, ist noch nicht abschätzbar. Es besteht aber der Verdacht, dass die Partikel über die Nahrungskette zum Menschen zurückkehren. Am umweltfreundlichsten ist es, die eigene Tasche dabei zu haben. Wer immer einen Stoffbeutel in der Handtasche, im Fahrradkorb oder im Auto hat, ist für spontane Einkäufe gewappnet. Ansonsten sollten auch Papier-, Kunststoff- und Stoffbeutel so oft und so lange wie möglich verwendet werden. Susanne Umbach ist Referentin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. Sie gibt Tipps zu Umwelt und Ernährung. Haben Sie Fragen? Schreiben Sie an: ernaehrung@volksfreund.de. Diese und weitere TV-Kolumnen finden Sie auch im Internet auf <%LINK auto="true" href="http://www.volksfreund.de/kolumne" text="www.volksfreund.de/kolumne" class="more"%> Kolumne Umwelt

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