Vorsicht bei Schmerzen in der Wade

Wittlich · Millionen Deutsche leiden unter einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit. Wie sie damit umgehen sollten, sagt ein Spezialist aus Wittlich.

Vorsicht bei Schmerzen in der Wade
Foto: (g_mehrw

Wittlich (red) Muskelschmerzen beim Gehen sind erste Anzeichen für eine ernsthafte Erkrankung: die periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK). "Schaufensterkrankheit", der umschreibende Name für eine periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK) klingt harmlos. Was ist das?Dr. med. Hans-Joachim Lutz Die periphere arterielle Verschlusskrankheit ist eine krankhafte Verengung der Becken- oder Beinarterien. Hauptursache ist die Arteriosklerose, eine Erkrankung, bei der sich Blutplättchen und Fettzellen als Plaque an Gefäßwänden ablagern. Dies geschieht oft an Stellen, wo sich Gefäße zweigen und Verwirbelungen im Blutfluss entstehen. Ablagerungen verengen die Gefäße und können zum Verschluss führen. In Deutschland leiden 4,5 Millionen Menschen an einer krankhaften Verengung der Arm- oder Beinarterien. Risikofaktoren sind Rauchen, hoher Blutdruck, hohe Blutfette, Diabetes und Bewegungsmangel. Auch ein Vererbungsrisiko besteht. Männer sind häufiger betroffen. Woran erkenne ich, dass ich daran leide?Lutz: Ein klares Symptom sind stechende Schmerzen in der Wade beim zügigen Gehen auf ebener Strecke. Wenn die Schmerzen nach einer kurzen Pause abklingen und beim Weitergehen wiederkommen, deutet das auf eine periphere arterielle Verschlusskrankheit hin. Wenn ich diese Symptome bemerke - was sollte ich tun?Lutz: Über diese Beschwerden sollten Betroffene zuerst mit dem Hausarzt sprechen. Er wird Voruntersuchungen machen. Wenn andere Ursachen wie Hüft-, Knie- oder Wirbelsäulenerkrankungen ausgeschlossen werden, ist die Überweisung in die gefäßchirurgische Sprechstunde der nächste Schritt. Welche Untersuchungen folgen bei Verdacht auf die Krankheit im Gefäßzentrum Wittlich?Lutz: In der Aufnahme werden ihre längste schmerzfreie Gehstrecke erfragt und Risikofaktoren überprüft. Nach einer Abtastung von Leisten-, Kniegelenks- und Fußpulsen wird der Knöchel-Arm-Index (ABI) per Dopplersonographie und Blutdruckmessung bestimmt. Bei gefäßgesunden Personen ist der ABI 1. Niedrigere Werte als 0.9 weisen auf krankhafte Gefäßveränderungen hin und erhärten mit Gehschmerzen die Diagnose pAVK. Eine Gefäßultraschalluntersuchung bestimmt den Ort der Verengung. Therapiewege sind medikamentöse Behandlungen, Aufdehnungen per minimal-invasivem Kathetereingriff oder operative Maßnahmen, bei denen Ablagerungen ausgeschält oder Gefäßbypässe angelegt werden. Tritt die Erkrankung erneut auf?Lutz: Leider Ja! Die Therapie normalisiert den Blutfluss und lindert die Schmerzen. Aber die Grunderkrankung der Arteriosklerose kann zu neuen Ablagerungen führen. Um dies zu vermeiden, heißt es, den Lebensstil zu verändern: Rauchstopp, gesunde Ernährung, mehr Bewegung, Gehtraining und den Blutdruck normalisieren. Das Gefäßzentrum Wittlich bietet nach Eingriffen Kontrollen an, um frühzeitig zu erkennen, ob und wann Verschlechterungen auftreten. Dr. med. Hans-Joachim Lutz ist Facharzt für Chirurgie, Gefäßchirurgie, Endovaskulärer Spezialist und Chefarzt im Gefäßzentrum Wittlich mit dem Schwerpunkt pAVK - periphere arterielle Verschlusskrankheit (Schaufensterkrankheit)

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