"Was Hänschen nicht lernt…

Die Weiterbildung fristet in Deutschland ein "Schattendasein". Während in den 30 OECD-Ländern die Weiterbildungsquote bei 25 Prozent liegt, bilden sich lediglich 15 Prozent der deutschen Arbeitnehmer weiter. Ohne Gegensteuern droht Deutschland ein Desaster.

Trier. "Was Hänschen nicht lernt, muss Hans ganz sicher lernen", davon ist Matthias Schwalbach, Leiter der Akademie des Handwerks, an der die Geschäftsstelle der "Lernenden Region Trier" angedockt ist, vollkommen überzeugt. "Weiterbildung und Qualifizierung sind der Erfolgsgarant Nummer eins", sagt der Experte. Dabei ist die Situation noch schwieriger, wenn man sich die Qualifizierungsquote der über 40-Jährigen anschaut. "Dort sinkt die Quote auf zwei Prozent", sagt Schwalbach. "Ausbildungslücken und Weiterbildungs-Abstinenz haben gravierende Folgen für die Innovationsfähigkeit", warnt nachdrücklich Hartmut Seifert, Leiter des Wirtschafts- und Sozialwissenschaftlichen Instituts in der Hans-Böckler-Stiftung. Er fordert zudem Investitionen in die Aus- und Weiterbildung, um einen Fachkräftemangel zu verhindern. Eine Trendwende sei notwendig - und angesichts der guten Finanzlage der Bundesanstalt für Arbeit (BA) wäre sie seiner Meinung nach auch finanzierbar: "Die zu erwartenden Überschüsse dürften ausreichen, neben der beruflichen Ausbildung auch die Weiterbildung zu fördern", sagt Seifert. Gleichzeitig betont er die Verantwortung der Wirtschaft: "Es ist eine ureigenste Aufgabe der Betriebe, ihre Beschäftigten auf der Höhe des technisch-qualifikatorischen Standes zu halten." Genau da setzt die Lernende Region Trier an: Das Bildungsportal " www.lernende-region-trier.de";, die Bildungsmesse Job + Karriere, das Selbstlernzentrum in der VHS Trier sowie die Anlaufstelle Französisch (Salut) gehören zu den Schwerpunkten des Netzwerkes.Matthias Schwalbach sieht gute Chancen, die "Weiterbildungs-Lethargie" aufzubrechen: "Ein wirkungsvolles Gegenmittel sind sogenannte Weiterbildungs-Schecks, wie sie etwa in NRW eingeführt wurden." Damit könnten laut Schwalbach nicht nur Fach- und Führungskräfte, sondern auch Wiedereinsteiger wie Frauen nach einer Mutterschaft gefördert werden. Das vor allem auch die demografische Entwicklung zu einem Umdenken bei den Betrieben und ihren Mitarbeitern führen wird, wenn diese in Zukunft marktfähig bleiben wollen, belegen Zahlen des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) der BA. In der Bevölkerung Deutschlands wird nämlich die Zahl der 55- bis 64-Jährigen bis 2020 um 40 Prozent zunehmen. Unternehmen müssen sich deshalb auf Maßnahmen für ältere Mitarbeiter einstellen. Laut IAB müssen Unternehmen betriebliche Qualifikation, Gesundheitsförderung und Motivation forcieren. Und für Mitarbeiter wird lebenslanges Lernen ein Muss. "Heute hört sich lebenslanges Lernen für viele noch nach lebenslänglich an. Aber eigentlich ist das doch nur positiv", meint Matthias Schwalbach. lernende Region trier Die Lernende Region Trier ist ein regionales Netzwerk öffentlicher und privater Bildungsanbieter, kommunaler und kirchlicher Einrichtungen, Kammern und Verbände, Schulen und Hochschulen zur Steigerung der Beteiligung an Bildung und Weiterbildung. Hervorgegangen aus dem Arbeitskreis Bildung und Weiterbildung der Initiative Region Trier, umfasst der Wirkungskreis der Lernenden Region Trier die Stadt Trier und den Landkreis Trier-Saarburg, den Landkreis Bernkastel-Wittlich, den Eifelkreis Bitburg-Prüm sowie den Landkreis Vulkaneifel. Das Netzwerk hat 84 Mitglieder.

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