Was betroffene VW-Fahrer jetzt wissen müssen

Der Startschuss ist gefallen: Im Zuge der Abgasmanipulation ruft Volkswagen die ersten Autos zurück und deren Halter in die Werkstätten. Wie die Aktion abläuft und worauf sich betroffene VW-Fahrer jetzt einstellen müssen, das haben wir in Fragen und Antworten zusammengestellt.

Der wuchtige Pick-Up Amarok macht den Auftakt: Noch in dieser Woche werden die ersten Halter mit dem betroffenen 2,0-Liter-Dieselmotor mit ihrem Wagen in die Werkstatt fahren können. Allein in Deutschland muss der Autobauer VW rund 2,4 Millionen Diesel-Fahrzeuge nachbessern. Bei vielen Motoren hatte VW eine illegale Software eingebaut, um die Abgaswerte bei Prüfstandtests zu manipulieren. Nachdem dies bekannt wurde, verpflichtete das Kraftfahrtbundesamt (KBA) Volkswagen, diese Software auszutauschen. Müssen die betroffenen Autobesitzer selbst aktiv werden? Nein, VW wird die Halter in zeitlich versetzten Schreiben informieren. Die ersten Kunden dürften bereits Post bekommen haben oder in den kommenden Tagen bekommen. Die Adressen liefert das Kraftfahrtbundesamt (KBA) über die Halterfeststellung. Post bekommen auch Audi-, Seat- und Skoda-Besitzer. Wer noch nicht sicher weiß, ob sein Auto betroffen ist, kann auf speziellen Internetseiten jeder Marke nachschauen. Dazu ist nur die Fahrgestellnummer einzugeben. Welche Modelle ruft der Konzern zuerst in die Werkstatt? Den Anfang machen im ersten Quartal konzernweit die Motoren mit zwei Litern Hubraum. VW startet mit dem Amarok. Zum Ende des zweiten Quartals sollen die 1,2-Liter-Motoren folgen. Ab dem dritten Quartal will der Konzern die 1,6-Liter-Motoren abarbeiten. Der Passat folgt nach dem Amarok. Frühestens im Februar dürften dessen Halter Informationen bekommen. Und auch dann werden noch nicht alle betroffenen Passat berücksichtigt. Wann diese sowie Modelle wie der Golf folgen, ist noch unklar. Audi beginnt die Aktion ab Anfang März mit einer Motorenvariante vom 2.0 TDI im A4. Danach soll es mit anderen Zweilitervarianten weitergehen. Die 1,6-Liter-Motoren folgen voraussichtlich ab September. Wie lange dauern die Arbeiten? Die reine Arbeitszeit soll für die Zweilitermotoren rund eine halbe Stunde betragen, besagt ein VW-Papier. Die Händler in der Region rechnen alles in allem mit etwa einer Stunde. Der Grund für die kurze Zeit: Wie bei den 1,2-Liter-Maschinen reicht eine Software-Änderung. Bei den Motoren mit 1,6 Litern muss neben der Software auch noch ein Bauteil montiert werden. Das soll in weniger als einer Stunde erledigt sein. VW bietet bei Bedarf allen betroffenen Kunden eine angemessene und kostenfreie Ersatzmobilität, informiert der Konzern. "Der Kunde soll keine langen Wartezeiten haben, und das Fahrzeug soll schnellstmöglich nach neuestem Stand umgerüstet werden", erklärt Manfred Dahm, Geschäftsführer des Volkswagen Zentrums Trier. Wie lange wird die Aktion dauern? Dies ist noch unklar. Deutschlandweit sind 2,4 Millionen Fahrzeuge betroffen.Insgesamt gibt es nach Konzernangaben 2173 autorisierte Volkswagen-Partner. Rein rechnerisch ergeben sich daraus 1100 Fahrzeuge pro Werkstatt. VW geht davon aus, dass sich die Umrüstung über das ganze Jahr 2016 erstrecken wird. "Da die Halter mit uns einen Termin abmachen müssen und die Nachbesserung in Wellen erfolgt, ist dies für uns ein ganz normaler Prozess", sagt Michael Flegel, Geschäftsführer der Automobilwelt Eifel-Mosel in Bitburg. Kann ein betroffener Halter die Werkstatt frei wählen? Nur Vertragswerkstätten sind für die Nachbesserungen nach Vorgabe des Herstellers autorisiert. Laut VW können sich Betroffene diese aber frei wählen. Heißt, wer die Nachbesserung im Ostseeurlaub machen will, kann dies tun. Deshalb können die einzelnen Werkstätten auch schwer abschätzen, mit wie vielen Fahrzeugen sie im Laufe des Jahres rechnen müssen. Müssen sich Besitzer betroffener Fahrzeuge am Rückruf beteiligen? Ja — schon aus eigenem Interesse. "Der Hersteller ist verpflichtet, die Abgasmanipulation zu beseitigen", sagt Stephan Immen, Sprecher des Kraftfahrt-Bundesamtes. Deshalb sollten auch die betroffenen Besitzer mitwirken. "Die Maßnahme ist darauf ausgerichtet, die Fahrzeuge in den ordnungsgemäßen Zustand zu versetzen." Können die geforderten Änderungen nicht durchgeführt werden, weil der Halter sich geweigert, erlischt im Zweifel die Betriebserlaubnis für das Fahrzeug. Das Auto darf nicht mehr im Straßenverkehr bewegt werden. VW wirbt für einen zeitnahen Werkstattbesuch. Es gebe keine Zeitvorgabe, man kann theoretisch bis zum Sommerreifenwechsel warten. Der Rückruf sei auch nicht sicherheitsrelevant und berge kein technisches Risiko, so der Autobauer. Wie erkennen Käufer von Gebrauchtwagen in Zukunft, ob das Auto nachgebessert wurde? Im Bereich der Reserveradmulde im Kofferraum wird ein Aufkleber auf die Nachbesserung hinweisen, informiert VW. Zudem fließen die Änderungen in die elektronische Fahrzeughistorie ein, die die Werkstätten auslesen können. Auch im Serviceplan des Autos wird dies eingetragen. Erstellt von Sabine Schwadorf mit dpa-Material.

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