Wenn Kinder auffällig werden

Tobsuchtsanfall, Trennungsangst oder Tic: Wenn Kinder verhaltensauffällig sind, sollten Eltern Hilfe suchen. Während der TV-Telefonaktion liefen die Drähte heiß.

Trier. (kat)Zwei Experten beantworteten pausenlos die Leserfragen. Dr. med. Agathe Traut ist Kinder- und Jugendärztin in Schweich, Privatdozent Dr. med. Alexander Marcus ist Kinder- und Jugendpsychiater am Klinikum Mutterhaus der Borromäerinnen in Trier.

Unser Sohn ist dreieinhalb Jahre alt und wiegt 16 Kilo. Er weigert sich, warme Mahlzeiten zu essen. Mit seinem Vater, von dem ich getrennt lebe, spreche ich oft über dieses Problem. Wir finden aber keine Lösung.

Dr. med. Agathe Traut: Vorweg, Ihr Sohn ist schwer genug. Ich vermute, dass Ihr Sohn Sie mit dem Essensthema, über das er offenbar viel Aufmerksamkeit bekommt, unbewusst als Eltern zusammenhalten möchte. Nehmen Sie dem Thema Essen die Luft raus, indem Sie nicht mehr darüber sprechen. Lenken Sie stattdessen den Fokus auf etwas, das Ihr Sohn gut kann.

Wir wissen nicht mehr weiter: Unser Sohn besucht die fünfte Klasse im Gymnasium. Er hat eine schlechte Handschrift und schlechte Noten. Hausaufgaben macht er oft nicht. In Mathe und Naturwissenschaften ist er gut.

Dr. med. Agathe Traut: Ihr Sohn sollte auf ADHS und Legasthenie hin getestet werden.

Wenn man Leistung von unserem zehnjährigen Enkel verlangt, reagiert er mit Tobsuchtsanfällen. Er wirft sogar mit Stühlen. Die Familie traut sich nicht mehr, etwas von ihm zu fordern.

Dr. med. Agathe Traut: Holen Sie sich Hilfe beim Jugendamt. Eine Familienhilfe vor Ort, die mit dem Jungen arbeitet und Beratungsgespräche mit der Familie führt, ist sinnvoll.

Mein Sohn (15) verletzt sich manchmal selbst, er hat an Gewicht verloren, zudem ist er in letzter Zeit mir gegenüber sehr verschlossen. Freunde hat er.



Dr. med. Alexander Marcus
: Ihr Sohn ist in der Pubertät und sucht nach seiner Identität. Das beinhaltet auch emotionale Schwankungen. Selbstverletzungen können ein Zeichen von Anspannung sein oder von "Jetzt- kümmere- dich- um- mich". Wenn ihr Sohn wieder in einer Krise steckt und Sie merken, dass er sich selbst nicht mehr helfen kann, dann bieten Sie ihm Hilfe von außen an.

Unser Sohn (10) geht seit drei Wochen nicht mehr zur Schule. Er sagt, er habe Bauchschmerzen. Organisch ist alles in Ordnung.

Dr. med. Alexander Marcus: Dahinter könnte eine Störung mit Trennungsangst stecken. Aufgrund der langen Zeit der Schulverweigerung sollten Sie fachliche Hilfe holen. Es sollte abgeklärt werden, woher die Angst kommt, und eine entsprechende Therapie eingeleitet werden.

Meine Tochter "schnüffelt" immer an den Händen.

Dr. med. Alexander Marcus: Es könnte sich um einen Tic handeln. Wenn Sie es schaffen, versuchen Sie es zu ignorieren. In diesem Fall kann auch Kaugummi dagegen steuern.

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