Wenn Sorgen und Ablenkung das Lernen behindern

Wie erkennt man Schulangst? Was kann man dagegen tun? Was hilft, wenn der Schüler sich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren kann? Ein Lern- und Verhaltenstrainer und eine Diplom-Pädagogin gaben unseren Leserinnen und Lesern Tipps am Telefon.

Nach dem Wechsel auf das Gymnasium hat meine Tochter heute wohl den Bus absichtlich verpasst und ist zu Hause geblieben. Ich glaube, sie hat Schulangst, und das schon seit der Grundschulzeit. Wie können wir feststellen, ob es sich tatsächlich um Schulangst handelt? Und was können wir gegebenenfalls dagegen tun?Dominic Harion, Lern- und Verhaltenstrainer von Kap, dem Kompetenzzentrum für angewandte pädagogische Psychologie in Trier: Jemand aus der Familie, der Zugang und einen guten Draht zu Ihrer Tochter hat, könnte das Thema Schulangst behutsam bei ihr ansprechen. Auch an der Schule gibt es Vertrauenslehrer und Schulsozialarbeiter oder Schulpsychologen. Häufig haben Schulsozialarbeiter oder Schulpsychologen einen anderen Zugang als Lehrer zu den Schülern, weil sie nicht direkt im schulischen System verankert und an die Schweigepflicht gebunden sind. Geklärt werden sollte, ob bei Ihrer Tochter eine Form von Prüfungs- oder Leistungsangst vorliegt, oder Angst vor Lehrern oder Mitschülern besteht. Wenn bei Ihrem Kind tatsächlich Schulangst festgestellt werden sollte, dann wäre der nächste Schritt, zu schauen, mit wem man was dagegen unternehmen kann.Mein Sohn, dritte Klasse, kann sich nicht auf die Hausaufgaben konzentrieren. Er driftet ständig ab, singt und hampelt herum, schaut ständig nach draußen oder den Tieren nach, oder greift nach seinem Smartphone. Was kann helfen, damit er an den Aufgaben dranbleibt?Dominic Harion: Offenbar gibt es viele Dinge, die Ihren Sohn von den Hausaufgaben ablenken. Sorgen Sie dafür, dass er einen eigenen Ort mit Schreibtisch hat, an dem er absolut ungestört arbeiten kann und an dem ihn nichts ablenkt. Hilfreich sind auch Rituale: Etwa jeweils zur gleichen Uhrzeit über einen festgelegten Zeitraum die Hausaufgaben zu machen. Wichtig ist auch, dass Sie seine Bemühungen dranzubleiben dann wertschätzen und ihn ermutigen. Vielleicht überlegen Sie auch gemeinsam mit Ihrem Sohn, welche Lern- oder Arbeitsmethoden ihm besonders Freude bereiten. Lernen kann über verschiedenste Kanäle, vom Sehen übers Hören bis hin zum Malen, stattfinden.Ich sorge mich um meine Tochter. Es gab einen Todesfall in der Familie und seitdem muss ich sie öfter aus der Schule abholen. Sie macht keine Hausaufgaben, und ich kann das unbeschwerte Kind, das sie einmal war, nicht mehr sehen. Sie spricht nicht über den Todesfall. Wie kann ich meiner Tochter helfen?Claudia Zenner, Diplom-Pädagogin von der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais in Trier:Sprechen Sie mit der Klassenlehrerin, sie erlebt Ihre Tochter den ganzen Vormittag und kann Ihnen eine genauere Rückmeldung über ihre Verhaltensbeobachtungen geben. Gemeinsam können Sie überlegen, was das Kind jetzt braucht. Auf jeden Fall sollten Sie Kontakt zu einem Kinder - und Jugendpsychologen aufnehmen, um abzuklären, ob Ihre Tochter therapeutische Hilfe benötigt. kat

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort