Wenn das Maximum schädlich ist

Freude an der Bewegung wollen der TV und der Sportbund Rheinland im Rahmen der TV-Themenwochen "Lust am Leben" vermitteln. Dazu gehört auch der Gymnastik-Tag am Samstag, 2. Juni, in Daun. Ein Thema, über das sich die Gelehrten streiten, ist das Dehnen. Was ist sinnvoll? Und was nicht? Eine kleine Einführung.

Wuppertal/Daun. Es ist ein Reizthema. Wann dehne ich als (Freizeit-)Sportler? Wie dehne ich richtig? Welche Übungen eignen sich? Einer, der bei diesem Thema für manchen sicherlich verblüffende Antworten liefert, ist Dr. Andreas Klee, Privatdozent an der Universität Wuppertal: "Vor dem Joggen dehne ich nicht, danach absolviere ich paar Lockerungsübungen", sagte er zum Beispiel jüngst beim ersten sportwissenschaftlichen Forum des Sportbunds Rheinland in Koblenz. Der Trainingswissenschaftler warnt davor, vor einer sportlichen Betätigung bis an die Schmerzgrenze zu dehnen. "Ein Hochspringer zum Beispiel, der (zu) intensiv statisch dehnt, wird anschließend nicht mehr so hoch springen. Die Schnellkraft und die Maximalkraft werden um fünf bis sieben Prozent vermindert." Gleichwohl diene das Dehnen in manchen Sportdisziplinen (etwa in Karate oder beim Hürdenlauf) als Verletzungsprophylaxe. Entscheidend sei aber die Art und Weise. So rät Klee auch Freizeitsportlern davon ab, sich maximal zu dehnen. Der Grund: "Das belastet die Muskulatur zusätzlich." Stattdessen plädiert er für einige dynamische Dehnungsübungen. Beim dynamischen Dehnen kommt es im Gegensatz zum statischen Dehnen nicht zu einer dauerhaften Streckung von Muskeln für eine bestimmte Zeit, sondern Muskeln werden kontinuierlich in die Länge gezogen und wieder gelockert.Der Vorteil von dynamischen Übungen: "Sie haben eine durchblutungsfördernde Wirkung, ermöglichen eine erhöhte Muskeltemperatur und haben somit einen höheren Aufwärmeffekt zur Folge", sagt Klee. Wer sich fürs Fußball-, Handball-, Volleyball-, Tennis- oder Badminton-Spielen aufwärmt - also Sportarten, die ex tremere Bewegungen erfordern -, dem empfiehlt Klee ein so genanntes submaximales Dehnen. "Darunter sind Übungen zu verstehen, in denen Muskeln nicht so weit gedehnt werden, wie es maximal möglich wäre", sagt der 46-Jährige. Wer walken, joggen oder Rad fahren geht, brauche im Vorfeld eigentlich nicht zu dehnen, da die Bewegungsansprüche an die Gelenke nicht so umfangreich sind. Doch was ist von Dehnübungen zu halten, bei denen dynamisch gearbeitet wird, also aktiv "nachgefedert" wird? Klee: "Man kann ruhig vorsichtig dynamisch dehnen, aber nicht in ,kaltem' Zustand, und nicht zu sehr." Beim Aufwärmen zu manchen Sportarten hätten solche Übungen sogar Sinn: "Es würde nichts bringen, in statischen Übungen zu verharren, wenn ich anschließend ein Tor schießen will."Klee widerspricht auch der landläufig vorherrschenden Meinung, nach der sich Muskelkater durch ein Kurzzeitdehnen verhindern lasse: "Das kann man nicht vermeiden. Das Gegenteil kann sogar der Fall sein. Wenn ich dehne, werden auf die Muskeln Zugspannungen erzeugt. Dehnen allein kann sogar Muskelkater erzeugen."Während das Dehnen zu früheren Zeiten überschätzt wurde, bestehe jetzt teilweise die Gefahr, dass es unterschätzt werde. Doch Dehnen in Maßen sei sinnvoll. Deshalb plädiert der Privatdozent dafür, beispielsweise in der Gruppengymnastik Kräftigungs- mit Dehnungs-Übungen zu verknüpfen. Machen Sie mit!Erleben Sie die Freude an der Bewegung. Der Sportbund Rheinland und der TV bieten allen Interessierten am Samstag, 2. Juni, von 14.30 bis 17 Uhr einen Gymnastik-Schnuppertag in Daun an. Der TuS Daun organisiert im Forum Daun einen Mitmach-Tag mit mehreren Angeboten: Präsentiert wird Kindertanzen, Aerobic, Step-Aerobic, Rückenschule, Qi-Gong und Tanzen. Mitzubringen ist eigentlich nichts - bis auf dicke Socken fürs Qi-Gong oder Turnschuhen fürs Aerobic. Eine Voranmeldung ist nicht notwendig. Im Internet unter www.volksfreund.de/lustamleben finden Sie eine Übersicht der Vereine, die im TV-Verbreitungsgebiet Gymnastik anbieten. Lust am Leben machen die TV-Themenwochen vom 19. Mai bis 17. Juni. Mehr Informationen unter www.volksfreund.de/lustamleben

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