Wie die Angst kleiner wird

Ob die Angst, vor der Klasse ein Referat zu halten oder der Tochter reinen Wein über den Vater einzuschenken, Ängste belasten. Drei Experten gaben Tipps am Telefon.

Unser Sohn, 15, verweigert die Schule, obwohl er gute Noten hat. Er hatte sich für einen Mitschüler, der gemobbt wird, eingesetzt und wurde verbal attackiert. Das hat ihn so gekränkt und verunsichert, dass er nicht mehr zur Schule geht.Rainer Disteldorf, Schulsozialarbeiter der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe Palais in der Nelson-Mandela-Realschule plus in Trier: Suchen Sie Kontakt mit der Schulsozialarbeit oder der Schule. Ziel sollte sein, in einem gemeinsamen Gespräch herauszufinden, welche Probleme vorliegen. Es sollten Strategien entwickelt werden, wie es weitergeht. Das kann professionelle Hilfe von außen sein oder eine langsame Rückführung an die Schule, bei der Ihr Sohn positive Situationen erlebt. Wichtig ist, dass das Thema Mobbing von der Schule aufgegriffen wird, damit Ihr Sohn Schutz erfährt.Unser Sohn ist 14 Jahre alt und schreibt immer sehr gute Noten. Aber jetzt hat er eine Fünf geschrieben. Wir haben eine Nachhilfe organisiert und vielleicht wäre psychologische Hilfe sinnvoll. Dominic Harion, Lern- und Verhaltenstrainer von Kap, dem Kompetenzzentrum für angewandte pädagogische Psychologie in Trier: Sie bauen sehr viel Druck auf. Bei einer einmaligen Fünf und sonst guten Leistungen, muss man nicht in Panik ausbrechen, das kann passieren. Wichtig ist, dass Sie Ihren Sohn unterstützen, ein gesundes Selbstkonzept aufzubauen.Ich habe Angst, meiner Tochter (7) zu sagen, dass mein jetziger Partner nicht ihr leiblicher Vater ist. Ich würde gerne eine Phase abwarten, in der unser Leben ruhiger verläuft. Ludger Brünnette, Diplom-Psychologe und Leiter der Lebensberatung des Bistum Trier in Wittlich: Dies ist keine Frage des Alters und des Entwicklungsstandes, sondern der richtigen Worte. Sie sollten nicht zu lange warten, die Gefahr besteht, dass andere Kinder ihr sagen könnten, dass Ihr Partner nicht der leibliche Vater ist. Wichtig ist, dass sie einen Moment abwarten, in dem die Stimmung zwischen Ihnen und Ihrer Tochter gut ist. Für das Kind ändert sich vielleicht etwas im Kopf, aber nicht in seiner Lebenswelt. Meine Tochter, 17, hat sich während eines Referats verhaspelt und den Faden verloren. Die Mitschüler haben sie ausgelacht, seitdem hat sie Angst, ein Referat zu halten.Ludger Brünnette: Wenn man das Symptom stark wahrnimmt, umso mehr kommt man in das Symptom rein. Dies führt zum Blackout. Die Hilfe besteht darin, ein Sicherheitsnetz mit verankernden Sätzen zu schaffen. Etwa, jetzt habe ich mich verhaspelt, ich habe den Faden verloren. Statt das Lachen der Mitschüler als Auslachen zu werten, könnte Ihre Tochter sich sagen: Ich habe für einen heiteren Moment gesorgt. Man überwindet diese soziale Ängstlichkeit, wenn man Erfolgserlebnisse hat. kat

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