Aberwitzige Diskussion

Wer immer auf den Gedanken gekommen ist, Weinflaschen mit einem Pflichtpfand zu belegen, dem sei anzuraten, seine öko-ideologischen Scheuklappen abzulegen und dafür den gesunden Menschenverstand zu bemühen. Wie soll das bitteschön funktionieren? Wein wird mittlerweile in unzähligen Flaschengrößen und -formen abgefüllt. Wer will diese sortieren? Wie sieht es mit Importweinen aus? Weinflaschen aus Kalifornien, Chile, Südafrika oder Australien? Sollen die Erzeuger diese zurücknehmen? Wohl kaum. Es wäre auch wirklich irrwitzig. Kommt das Pflichtpfand, dann kommt es der Logik nach nur für in Deutschland erzeugte und in Deutschland konsumierte Weine. Den größten Beitrag zum Mehrweg bei Weinflaschen leisten bislang die deutschen selbstvermarktenden Winzer. Deren Kunden heben in der Regel die leeren Flaschen auf, der Winzer holt sie bei der nächsten Lieferung mit nach Hause, spült sie selbst oder lässt dies von einer Firma für rund fünf Cent pro Flasche erledigen. Sollen diese Winzer dafür bestraft werden? Ihr Wein würde sich durch das Pflichtpfand verteuern, der Absatz darunter leiden. Abgesehen von einem absurden, mit einer Heerschar von Beamten bestückten bürokratischen Kontrollsystem, das errichtet werden müsste, ist auch der ökologische Nutzen äußerst fraglich. Auch ohne Kenntnis exakter Ökobilanzen sagt einem der gesunde Menschenverstand: Eine in Trittenheim gefüllte und in Rostock getrunkene Weinflasche landet besser im Glascontainer, als dass sie quer durch die Republik zur Spülmaschine gefahren wird. w.simon@volksfreund.de

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