Abschied in Würde

Richard Groß wird 2005 in den Ruhestand treten - nach 22 Jahren als Landrat des Kreises Trier-Saarburg. Seine Amtsperiode wäre erst im November 2009 zu Ende, doch er geht schon früher. Schritte wie dieser sind typisch für den Politiker Richard Groß.

Er behält die Kontrolle, in seinen Händen liegen die Zügel. Man muss deshalb nicht nach Zerwürfnissen innerhalb der Kreis-CDU suchen, nach Streit, nach Ärger als Grund für den frühen Abschied. Groß geht, weil er es will - er will nicht warten, bis er gehen muss. 22 Jahre lang saß Richard Groß im Chefsessel der Kreisverwaltung. Der Autor einer Laudatio wird keine Schwierigkeiten haben, genug Leistungen und Verdienste für einen langen Vortrag zu finden. Doch wo sind die Fehler, die Versäumnisse, die angerichteten Schäden? Es muss in 22 Jahren wohl Dinge dieser Art gegeben haben, denn der auch als Landrat noch knallharte Christdemokrat Richard Groß war nicht perfekt. Doch Probleme dieser Art entwickelten sich nie zu riesigen Konfliktherden oder zu hässlichen Auseinandersetzungen in der Öffentlichkeit. Groß hatte die Lage im Griff. Seine Vorbereitung auf jeden Vortrag - sei es die Haushaltsdebatte oder ein Grußwort beim örtlichen Schützenverein - war stets exzellent. Er vermittelte das Bild des Experten nicht nur, er war es auch. Und ist es noch. Seine Entscheidung, mit 65 in den Ruhestand zu gehen und die Amtsperiode abzukürzen, ist deshalb keine Flucht, sondern sondern ein Abschied in Würde, der zu Groß passt. Noch liegt ein Jahr harter Arbeit vor ihm. Doch Vorfreude ist eine starke Motivation. j.pistorius@volksfreund.de

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort