Abschied vom Ideal

Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht. Das zeigen einmal mehr die jüngsten Erkenntnisse der Mediziner in Sachen Sonnencreme und Hautkrebsrisiko. Wer sich nämlich von oben bis unten mit Lichtschutzfaktor XY eincremt (gut gemeint), schützt sich damit noch längst nicht vor dem gefährlichen Hautkrebs (schlecht gemacht).

Denn das Gegenteil ist der Fall: Die Sonnencreme verleitet dazu, sich auch bei stundenlangem Sonnenbaden sicher zu fühlen und vielleicht noch ein halbes Stündchen dranzuhängen. Ein bißchen Farbe im Gesicht soll´s halt schon sein im Sommer, und die Sonne tut ja auch sooo gut. Krebsgefahr aber ist die Folge, mit oder ohne Sonnencreme. Sonne und Hautkrebs reihen sich damit in eine ganze Reihe von Krankheiten ein, die Menschen sehenden Auges in Kauf nehmen, weil sie entweder auf Genuss nicht verzichten wollen (Alkohl, fettes Essen oder Süßigkeiten) oder weil sie süchtig sind (Nikotin). Beim Sonnenbaden kommt als Motivation neben dem Genuss noch eine gehörige Portion Eitelkeit hinzu. Das Schlimme ist, dass darunter einmal mehr diejenigen am meisten zu leiden haben, die sich mangels Wissens nicht wehren können: die Kinder. Warum sollten sie im langärmligen Shirt herumtollen, wenn Mama stundenlang am Strand in der Sonne brutzelt oder Papa mit nacktem Oberkörper den Rasen mäht? Erwachsene sind für Kleinkinder damit genau so schlechte Vorbilder wie die makellos gebräunten jungen Menschen aus Werbung und Pop-Geschäft für die Jugendlichen. Gut gebräunt gleich jung, gesund, erfolreich - ein Ideal, das verschwinden muss. m.schmitz@volksfreund.de

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