Abstimmung mit den Füßen

Für Bahnchef Mehdorn ist die Kritik am Preissystem lediglich"öffentliches Tam-Tam". Dass ihm immer mehr Kunden durch seinstures Festhalten an einem von Anfang falschen Preissystem vonder Fahne gehen, berührt ihn nicht. Er glaubt noch immer,diejenigen, die heute noch in seinen Zügen sitzen, die werdendies auch weiter tun. Mag sein, weil es für einige keine echteAlternative gibt. Doch von Tag zu Tag wächst der Unmut.Freiwillig mit der Bahn fahren nur noch Idealisten oder die, diekein Auto haben und für die eine Busfahrt eine Tagesreisebedeutet. Wer sich heute als treuer Bahnkunde outet, erntetallenfalls noch mitleidiges Lächeln. Jede Kritik prallt an dem streitbaren Konzernchef ab: Entweder sind die Kunden für und oder gegen uns, wir bewegen uns jedenfalls nicht. Basta. Die Bahn hat kein Image mehr. War das Ansehen des Unternehmens zu Zeiten der rein staatlichen Führung schon am Boden, schafft es Mehdorn durch seinen starrsinnigen Sparkurs von Tag zu Tag mehr Bahnfahrer zu vergraulen. All das, was aus dem angestaubten Konzern ein modernes Unternehmen machen sollte, ist fehlgeschlagen: Die Kundenorientierung ist in weiten Teilen noch immer so schlecht wie vor 20 Jahren, Servicedenken hat nicht bei allen Mitarbeitern oberste Priorität, gute Angebote, wie etwa die Bahncard, werden einfach verteuert, und die Verspätungen hat man immer noch nicht im Griff. Die Kunden ziehen die Konsequenz: Sie stimmen mit den Füßen ab und bleiben weg. Selbst im Nahverkehr kehren immer mehr Pendler dem Unternehmen den Rücken. Für sie ist Bahnfahren einfach zu teuer geworden. Und wenn die Pendler wegbleiben, macht sich die Bahn vielerorts überflüssig. Wenn sich Mehdorn nicht bewegt, muss er eben bewegt werden.

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