Abstruse Watschen

Wer hat Schuld? Die Medien, weil sie mit ihren forschen Berichten über Lösegeldzahlungen Entführer erst ermutigt haben, im Irak wieder deutsche Geiseln zu nehmen? Die Firmen, die trotz Reisewarnungen ihre Mitarbeiter in die gefährliche Region schicken?

Die Menschen, die sich auf das nicht selten tödliche Abenteuer einlassen? Oder vielleicht doch die Politiker, die Mäßigung erbitten, aber selbst an keinem Mikrofon vorbeigehen können, um aus der Ferne wilde Analysen vorzunehmen? Die Suche nach den Schuldigen solcher Entführungen ist doch müßig - weil es die Kriminellen sind, die die besagte Schuld auf sich laden. Das Risiko, Opfer zu werden, hat jeder selbst in der Hand. Zu Hause bleiben genügt, um es auf Null zu reduzieren. Aber es ist schon ein merkwürdiges Gehabe, das die schwarz-roten Koalitionäre derzeit rund um die neuen Entführungsfälle an den Tag legen. Insbesondere die Attacke auf die Medien ist absurd - mit entführten Ausländern ist Geld zu machen, das wusste man im Irak auch, bevor in Deutschland über Lösegeldzahlungen berichtet wurde. Überaus verantwortungsbewusst sind vielmehr die Fälle Osthoff und Choburg medial begleitet worden. Kritische Fragen müssen trotzdem gestellt werden dürfen. Aufgabe der Bundesregierung ist es hingegen, ein gutes Krisenmanagement abzuliefern. Das ist bislang gelungen. Ihre Aufgabe ist es nicht, abstruse Watschen zu verteilen. nachrichten.red@volksfreund.de

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