Absurde Züge

Der Streit um die Familienpolitik nimmt absurde Züge an. Ein Bischof verschließt beharrlich die Augen vor der Realität und vergreift sich in der Wortwahl, ein SPD-Vorsitzender witzelt zurück und spielt den begnadeten Populisten.

Waschen, rasieren, dann "kann" der Kater wieder - das ist Beckscher Humor. Die Lacher und die Zustimmung an den Stammtischen dürfte er erneut auf seiner Seite haben. Spaß muss sein. Wirklich? Diese Sache ist zu ernst, als dass man sie der Lächerlichkeit oder verquasten Verbalattacken preisgeben dürfte. Die Debatte über die Zukunft der Familienpolitik, der Streit um Krippen, Familie und Beruf ist wichtig für eine Gesellschaft, die sich ihrer Modernität rühmt. Dahinter steckt aber schon lange nicht mehr nur die Sachfrage nach dem richtigen familienpolitischen Konzept. Sondern in der Republik tobt nun offen ein heftiger Ideologiekampf, ein Richtungsstreit um das Leitbild Familie. Zwischen den Kirchen und der Politik, innerhalb der Union und nun auch in der großen Koalition. Das ist ein Stück vorgezogener Bundestagswahlkampf - Tradition gegen Moderne. Verbalinjurien, Hohn und Spott vernebeln allerdings nur den dringend erforderlichen Blick auf die alltäglichen Probleme von Familien. Da geht es dann nämlich um den Mangel an qualifizierten Betreuungsangeboten für Kinder, um ökonomische Zwänge, die zum Verzicht auf Nachwuchs führen. Oder um die steigende Zahl verwahrloster Kinder und überforderter Eltern. Uralte Rollenbilder interessieren die meisten Familien kaum noch. Die Protagonisten müssen daher gehörig aufpassen, dass bei ihren Scharmützeln die Wahrnehmung des Alltags und der Lebenswirklichkeit in Deutschland nicht auf der Strecke bleibt. nachrichten.red@volksfreund.de

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