Änderung des Spielplans

Der Terror diktiert nun auch den Spielplan der Deutschen Oper Berlin. Weil es bei den Sicherheitsbehörden anonyme Anrufe gab und der Innensenator mitteilte, dass die Aufführung ein unkalkulierbares Risiko darstelle, nahm die Intendanz Mozarts Idomeneo aus dem Programm. In der Inszenierung von Hans Neuenfels präsentiert Idomeneo, den die Götter gezwungen haben, seinen eigenen Sohn zu töten, am Ende die abgeschlagenen Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed. Tod den Religionen, wenn sie aus Menschen Mörder machen. Oder Selbstmordattentäter und Kofferbombenleger. Neuenfels' Schlussfolgerung ist höchst aktuell. Und sie ist natürlich erlaubt. Islamisten, das weiß man seit dem gewaltsamen Tod des niederländischen Filmemachers Van Gogh und seit dem Karikaturenstreit, reagieren auf so etwas empfindlich und sehen möglicherweise keinen anderen Ausweg, als den Regisseur zu ermorden oder die Schauspieler oder wenigstens das Publikum. Die Intendanz musste die Warnungen ernst nehmen. Aber sie musste nicht so entscheiden. Sie hätte Schutz verlangen können, auch öffentlich. Vor allem hätten die Sicherheitsbehörden, statt bloß zu warnen, sogleich solchen Schutz anbieten müssen. Im Ergebnis ist die Absetzung eine gemeinsame unterwürfige Selbstverstümmelung der Kulturfreiheit wie des Rechtsstaates. Sie ist wie Selbstmord aus Angst vor dem Tode. Das darf das letzte Wort in der Auseinandersetzung mit den Fanatikern nicht sein. nachrichten.red@volksfreund.de

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