Alleinstellungsmerkmal Historie

Wenn heute Hundertschaften von Ehrengästen anreisen, um beim Stapellauf der Konstantin-Ausstellung Spalier zu stehen, dann wird für die Region Trier ein Traum wahr.

Und das nicht nur, weil man mit einer solchen Veranstaltung mal wieder bundesweit ins Gespräch kommt, ein paar Hunderttausend Besucher zusätzlich verzeichnet und Zuschüsse einstreicht, die sonst woandershin geflossen wären.Viel wichtiger ist, dass ein solches Groß-Projekt die Menschen und die Institutionen in Bewegung bringt, Ideen freisetzt, Bewusstsein schafft. Bewusstsein dafür, welch ungeheures Kapital die Geschichte und die Kultur der Stadt und der Region Trier in sich bergen. Konstantin hat alle geweckt und beflügelt: Schulen und Karnevalisten, Künstler und Journalisten, Theologen und Atheisten, Fans und Kritiker, Komödianten, Komponisten, Wissenschaftler. Es summt und brummt überall.

Dabei geht es nicht um ab strakte Geschichte, sondern um eine, die den Menschen nahe ebracht wird, die erlebbar ist, ohne dass man dafür studiert haben muss. Die Investition in eine lebendige Museumslandschaft, in moderne Vermittlungsformen, in ein populäres Rahmenprogramm setzt die Geschichte erst in Wert.

Konstantin ist in dieser Hinsicht das Tüpfelchen auf dem "i" in der Entwicklung der letzten Jahre. Die konsequente Nutzbarmachung des antiken Erbes hat Trier mächtig verändert. Die dadurch geschaffenen Chancen verdoppeln sich nun dank der "Nebenwirkungen" der Ausstellung. Man muss sie allerdings auch nutzen. Lebendige Geschichte ist für Trier das, was die Marketing-Leute "USP" nennen, will heißen: Jenes Alleinstellungsmerkmal, mit dem man im gnadenlosen Wettbewerb attraktiver Städte und Regionen punkten kann. Allerdings nur dann, wenn die Historie kein museales Erbe bleibt, das verwaltet und konserviert wird.

Es waren nicht immer die Trie rer, die die Entwicklungen vorangetrieben haben. Antikenfestspiele, Brot&Spiele, Schauspielführungen, Straße der Römer, Simeonstift: Da mussten die Einheimischen bisweilen zum Jagen getragen werden. Der starre Blick aufs (mangelnde) Geld lähmt wohl manchmal.

Konstantin zeigt, was möglich ist, wenn man sich unverzagt auch an Großes herantraut und dabei an einem Strang zieht. Ohne eine Hand voll Unermüdlicher wie HWK-Geschäftsführer Kocks, Ex-OB Schröer oder ADD-Präsident Mertes gäbe es die Ausstellung nicht und damit auch keine Rundum-Renovierung der Museen. Ohne das Hintanstellen von Eitelkeiten und Revier-Ansprüchen seitens der Museums-Granden und beteiligten Wissenschaftler übrigens auch nicht. Und natürlich ebenso wenig ohne nachhaltige Unterstützung aus Mainz.

Gemeinsam wurde die einmalige Chance geschaffen, die Konstantin-Ausstellung zu einem Wegweiser für die Zukunft zu machen, wie es zuletzt die 2000-Jahr-Feier 1984 war. Letzterer verdankten sich unter anderem ein großer touristischer Aufschwung, die Rekonstruktion der Kaiserthermen und die Tuchfabrik. Man darf gespannt sein, was sich in einem Vierteljahrhundert rückblickend mit Konstantin verbindet.

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